Übergewicht ist wie Übergepäck – es kostet was.
Anfang der 70er Jahre registrierten die Krankenkassen zunehmend Übergewicht, Kreislauferkrankungen sowie Herzinfarkt als negative Erscheinungen des vorausgegangenen Wirtschaftswunders. Unsere damalige Deutsche Wohlstandsgesellschaft sollte mit der im März 1970 vom Deutschen Sportbund ins Leben gerufenen Trimm-Dich Bewegung wieder auf Trab gebracht. waren. Ältere Leser erinnern sich bestimmt noch an die eigens dafür installierten Trimm-Dich Pfade in waldnahen Gemeinden und Städten, auf denen sich Jung und Alt austoben durften. Aus dieser Zeit stammt auch ein Lied, dass die Freuden des Fahrradfahrens beschreibt und von dem singenden Dachdeckermeister Ernst Neger († 15.01.89) aus Mainz gerne geträllert wurde:
„Ja mir san mit´m Radl da“
Das hätten auch unser Mai-Gäste singen können. Hatten doch die meisten ihr persönliches Fahrrad mitgebracht um auf ihnen schon bekannten oder auch neuen Radwegen einer sehr schönen Schwangauer Urlaubsbeschäftigung zu frönen. Und das (oft) bei schönstem Maiwetter, natürlich. So individuell wie unsere Hausgäste zeigen sich auch ihre zweirädrigen Fahrzeuge. Manchmal erwische ich mich in unserer Garage bei dem Versuch, das jeweilige Rad seinem Besitzer zuzuordnen. Dabei habe ich mich aber auch schon gewaltig geirrt, wenn zum Beispiel das wirklich ältere Pärchen aus dem Zimmer Alatsee in hautenger Funktionskleidung an meiner Rezeption vorbeitrabend sich dann die Hightech Carbonflitzer geschnappt haben, die ich doch eher der sportlichen Jugend vom Zimmer Schwansee zugeordnet hatte. Schöne Gelegenheit, einmal wieder an seinen persönlichen Vorurteilen zu arbeiten…
Welcher Radtyp sind Sie?
Aber bleiben wir doch beim Thema Rad. Ich bin eher der Cruiser – Typ und beschäftige mich angesichts der tollen Gäste-Räder in unserer Garage seit geraumer Zeit mit der Anschaffung eines mir passenden Rades. Auf meinem geerbten Mountainbike aus den 80er Jahren fällt mir die Buckelhaltung eines angriffswütigen Katers mittlerweile doch recht schwer und vor allem tut mir nach längerer Fahrzeit dann auch der Buckel weh. Und mein recht betagtes Kettler Zweitrad hat inzwischen auch sehr witzige Macken. Aber so eine Neuanschaffung ist ja viel, viel schwieriger als die Anschaffung eines Neuwagens. Über dieses Thema gab es neulich in unserer Tageszeitung eine wunderbare Glosse über die abenteuerlichen Erlebnisse eines Pärchens beim Radkauf. Von der jungen Verkäuferin zugedröhnt mit technisch komplexen Begriffen zeigten die unvorbereiteten Hobbyfahrer dann völlig überfordert auf zwei „stinknormale“ Cityräder und meinten einstimmig: So was wollen wir! Und noch ein Erlebnis, was mich bei der Wahl meines zukünftigen Drahtesels möglicherweise beeinflusst hat:
E-Bikes sind nur etwas für alte Leute
Sassen wir neulich mit Hausgästen wie gewohnt auf der kleinen Reith-Alpe und genossen nicht nur die Abendstimmung. Neben uns am Tisch hatte sich im Laufe des Abends ein Schwangauer Männerstammtisch zusammen gefunden, die es sich auch sichtlich gut gehen ließen. Zu späterer Stunde kamen immer noch weitere Stammtischbrüder mit zum Teil edlen Zweirädern den Weg zur Almhütte hoch geradelt. Doch wurde bei den flotten Ankömmlingen unter Gelächter gleich geschaut, ob beim Aufstieg die Firma Bosch mitgeholfen hatte. War das der Fall, wurde die Fahrerleistung des Freundes mit launischen und ganz schön abwertigen Worten niedergemacht. Der letzte Ankömmling erzählte sogar glaubhaft, er hätte sich auf der Hochfahrt bei jedem Radler entschuldigt, an dem er Motor unterstützt vorbei gerauscht wäre – und außerdem wäre das ja nur ein Leihfahrrad des Sohnes, da das eigene in der Werkstätte wäre…. Das gibt einem doch schon zu denken, oder? Auf jeden Fall war der Abend wieder sehr schön unterhaltsam. Eins ist klar: Wenn Andere abgestrampelt und verschwitzt von ihrem Hiker steigen, kommst Du als E-Bike Fahrer natürlich immer gut an – aber wie man sieht auch nicht überall…
Oldie but Goodie
Aber eigentlich kann ich das Thema Radkauf erst einmal zurückstellen. Mein Junior entwickelt sich dank seines Fix-Gear Rades immer mehr zum professionellen Schrauber. So hat er mir für die kleine Tour zur Alpe meine Bremsen an dem alten Kettler- Alurad (vor ca. 25 Jahren von einem lieben Freund vermacht) wieder scharf gemacht und meinen gewohnten Bremsweg von 20m doch erheblich reduziert. Ach ja und an dem Abend, als wir gerade die Reith-Alpe verlassen wollten, fiel noch eine Bemerkung aus der Stammtischrunde, just als mein Sohn unsere beiden Räder von seinem Ringschloss befreite. Einer der Schwangauer beugte sich über das Holzgeländer und meinte gut gelaunt zu mir: „Das Fahrrad (er meinte meins) brauchst Du doch nicht mehr abschließen – das klaut Dir doch keiner mehr“. Ich grinste über die nette Bewertung, aber wo er Recht hat, hat er Recht. Er konnte ja auch nicht wissen, dass mein Sohn eigentlich sein geliebtes Rad mit dem Schloss fixiert hatte. Aber schauen Sie sich doch bei Ihrem nächsten Spaziergang im Schwangauer Mitteldorf oder um die Ecke beim Feneberg einmal um. Da stehen sie überall, die alten Drahtesel aus unserem Dorf. Meist nicht abgeschlossen aus oben genannten Grund aber immer noch in vollem Einsatz. Ob beim schnellen Einkauf oder gerade mal zum Kühe holen tun sie immer noch ihren guten Dienst. Sie haben ihre Alltagstauglichkeit schon lange bewiesen und nicht jedes der neuen und teuren Hightech Räder würde nach einem Sturz vom Dachgepäckträger bei 120km/h auf der Autobahn noch so (na ja, fast) unversehrt aussehen wie mein altes Kettler – Rad. Diesen Test empfehle ich hier nun wirklich keinem Leser zum Nachmachen. Ob ein Rad wirklich etwas aushält, kann man sicher mit weniger Herzrasen testen. Aber vielleicht mag ich mein Radl auch so – wegen der gemeinsamen Erlebnisse und wenn ich heute einmal mit ihm einen Hang nicht hoch komme, dann liegt es schon eher an meiner Übersetzung als an seiner. Aber egal mit welchem Rad man bei uns unterwegs ist. Hier in Schwangau ist Radfahren einfach nur schön!
Setze mich jetzt wirklich schnell noch einmal in Bewegung. Habe die Badehose schon drunter und bin in weniger als 10 Minuten an meinem Lieblings – Badeplatz – natürlich mit dem ollen Rad. Genießt den Sommer, denn der nächste Winter kommt bestimmt!
Liebe Grüße aus dem Radlerdorf Schwangau
Roland Schütz
Wir haben aktuell wieder Empfehlungen für schöne Radtouren. Hier zum Beispiel die Tour rund um das Murnauer Moos
oder eine Bodensee – Tour
Radleroase Wild-Schütz
Alphörner auf der Reith Alpe – auch nicht alltäglich – aber eine Geburtstagsüberraschung, die mich sehr gefreut hat!
und nicht zu vergessen – der allabendliche Auftritt von:
Waldtraut, die sich aus dem nahen Wald traut (mit Käse fängt man bekanntlich auch Füchse, wenn es guter Bergkäse von der Alm ist 🙂
0
Schreibe einen Kommentar