Der Forggensee (1954 – 2014) wird 60 und wie versprochen, erzähle ich Ihnen ab heute beginnend mit meinem 75.ten Blog – Beitrag persönliche erlebte Geschichten rund um den fünftgrößten See Bayerns. Klappe, die Erste:
Der See!!!!
Sein erster Anblick löste bei allen meinen Familienmitgliedern alljährlich Jubelschreie aus. Im Bewusstsein, dass wir die strapaziöse nächtliche Anreise per voll geladenen Kleinwagen fast hinter uns gebracht hatten und natürlich in Erwartung der traumhaften 3 Wochen Sommerurlaub, die uns nun bevorstanden. So komfortabel wie heute via Autobahn bis nach Füssen kutschieren war seinerzeit ein Traum. Nee, das waren noch richtige Autotouren – oder besser Torturen – für alle!
Im zarten Alter von 5 Jahren reizten mich die Kurven einer Sophia Loren noch nicht wirklich (Filme seinerzeit: Gestern, heute und morgen (1963) oder Hochzeit auf Italienisch (1964) mit Filmpartner Marcello Mastroianni). Ganz anders verhielt es sich da mit jenen Kurven der damaligen B16, die meine kindlichen Magennerven zusätzlich reizten, als wäre die Aufregung vor der Fahrt nicht schon genug gewesen. Damals verließ man bereits kurz hinter Ulm die Autobahn und musste von dort noch ¼ der Gesamtstrecke auf kurvenreicher Landstraße zurücklegen. Ähnlich der Angst früherer Seefahrer bei der Umrundung des Kap der Guten Hoffnung, gab es für meine Family einen ähnlichen Streckenabschnitt auf dem Weg gen Allgäu, dessen Ortsnamen sich bei mir bis heute tief eingeprägt haben: KLEINKÖTZ und Großkötz – Nomen est omen sage ich nur!
Ja, Sie ahnen es bereits… – die gibt es wirklich! Ich will das hier nicht weiter ausschmücken. Nur soviel sei darüber gesagt: Beim ersten Mal gab es noch keine griffbereiten Tüten oder das rote Spieleimerchen für meinen spontanen und unvermeidlichen Beitrag für dieses widerwärtige Rumgeschunkele der Fondpassagiere. Diese gehörten danach wie bei der Lufthansa (nein, die hatte nie Eimer) zur Standardausrüstung des jeweiligen Schütz – Vehikels und mein Vater achtete beim Kauf der nächsten Familienkutschen bewusst darauf, dass diese auch im Fondbereich (!!!) Fenster zum Runterleiern oder Öffnen hatten. Wird seinen Grund gehabt haben…
Als wir Sommer 63 erstmalig den See Richtung Bauernhof in Waltenhofen umrundeten, war er bereits das neunte Mal aufgestaut worden. Schnell hatte man für die vier Familien, die sich nun jedes Jahr zusammen dort auf dem alten Moarhof einfanden, das geeignete Liegeplätzchen am See gefunden. Wir Kinder wurden nach dem Frühstück morgens immer mit dem Liegen, Luftmatratzen, Sonnensegel hoch beladenen Milchwägelchen des Bauern die 400 Meter vom Hof vorausgeschickt, um “unseren“ Platz am Busch zu belegen. So stürmten wir fast täglich wie Astrid Lindgren´s Sieben Kinder aus Bullerbü (ab 1960 verfilmt) den von uns so geliebten Strandabschnitt, der für Jung und Alt der wesentliche Erholungsfaktor des dreiwöchigen Urlaubs darstellte. Wie auf dem Bauernhof selbst, bemühte man sich die Folgejahre auch hier um zusätzlichen Komfort. Neben des großen, Schatten spendenden Sonnensegels kam bald auch eine kleine, vom Herrn Ingenieur aus Alsfeld persönlich konstruierte, Umkleidekabine hinzu. Aber das wichtigste Strandutensil war immer der schlichte doch funktionelle Bootssteg.
Anfang jeden Urlaubs gebaut aus einem immer wieder benutzten, starken Bohlenbrett, 2 in den Kiesboden gerammten Stangen, einem Querbrett als Auflage und seitlich angebrachten, alten Autoreifen, konnten wir Kinder mit viel Anlauf von ihm sogar ins Wasser springen. Wichtiger war aber, dass Mütter wie Kinder trockenen Fußes in und aus dem Boot gelangen konnten. Was sag ich Boot? Eine weiß/rot lackierte, irre schwere kleine Polyester – Nussschale war das. Immerhin ausgestattet mit ordentlichen Rudern und einem einfachen Segel, transportierte diese meist bis an die Oberkante vollbeladen mit dem bald dazu erworbenen 5 PS Motorchen Kind und Kegel über den Forggensee. Ich sehe noch heute meinen Vater als Kapitän vor mir. Stolz wie der Seebär Hans Albers saß er Pfeife rauchend Achtern da an seinem kleinen, lauten Außenborder. Anstatt der wie bei Albers charakteristischen Kapitänsmütze, trug er dabei ein von meiner Mutter handgemachtes, rundes rot-weißes Strickkäppi immer leicht schief aufgesetzt, was ihn nicht minder verwegen aussehen ließ. Tja, und verwegen war er hin und wieder schon, der gute Onkel Heinrich, wie er von den anderen Miturlaubern liebevoll genannt wurde. Doch davon demnächst mehr.
Unsere Abenteuer mit und auf dem Forggensee – Bleiben Sie dran. Fortsetzung folgt.
Herzlichst Ihr Roland Schütz vom Wild-Schütz Gästehaus in Schwangau
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