Wir wandern wieder herum
Normalerweise verteilen wir mit Freude am Frühstückstisch (vollkommen APPFREI) interessante Wander- und Einkehrvorschläge an unsere Hausgäste. Dabei berücksichtigen wir selbstverständlich auch deren Vorlieben, körperliche Kondition, Schuhwerk und natürlich die Gehdauer der Touren. Umgekehrt profitieren wir zuweilen aber auch gerne von deren Erlebnissen und schön bebilderten Berichten über Wanderziele, die wir noch nicht selbst erkundet haben. So wurde uns ein Gang zur Tiroler Petersbergalm schon mehrfach in Wort und Bild ans Herz gelegt. Der alltägliche Blick auf die Webcams der nahen Allgäuer und Tiroler Berge am Morgen des letzten Septembertages 2015 versprach uns bei den österreichischen Nachbarn mehr Sonne an diesem Tag als bei uns hier in Schwangau. Also ging es mit dem PKW nach Österreich, nachdem wir unser Arbeitspensum am Vormittag erledigt hatten. Schon bei Reutte riss die Wolkendecke auf und die umliegenden Bergspitzen zeigten sich im schönsten Herbstlicht. Nach knapp einer Stunde Fahrzeit erreichten wir via Stanzach den in einem Seitental des Lechtals gelegenen kleinen Ort Hinterhornbach, Ausgangspunkt unserer Wanderung. Hier oben bekommt man noch den echten, schön anzusehenden Tiroler Dorfcharakter präsentiert – nicht so wie unten im Tal, wo sich meiner Meinung nach mittlerweile eine moderne Bausünde neben die andere reiht. Da singen wir immer vom schönen Land Tirol…. aber zurück zu unserer Wanderung.
Fast ein Spaziergang
Wer länger als die veranschlagten 1 ½ Stunden für den ca. 6km langen, meist nur leicht ansteigenden Weg zur Alm benötigt, dürfte wie wir des Öfteren einen Fotostop eingelegt haben. Ist ja auch kein Wunder bei den Bergpanoramen rund herum. Auch wegen der derzeitigen Brunftzeit der Hirsche wurden die kleinen Pausen von uns genutzt, um mit dem Fernglas die hochgelegenen Almwiesen abzuleuchten, wie es der Jäger nennt. Auf dem Hinweg war uns aber kein Wildtier begegnet und wir vernahmen auch (leider) keinen einzigen Brunftschrei. Neben dem kleinen, befestigten bzw. geschotterten Versorgungsweg linksseitig des Hornbachs zur Alm gibt es noch einen recht romantischen Fußweg, für den wir uns dann entschieden haben. Immer wieder führt dieser zum Flussbett des Hornbachs. Reich müssen sie sein, unsere Tiroler Nachbarn – Schotter haben sie hier jedenfalls genug. Aber Neid kommt bei mir nicht auf. Dafür haben wir hier in Horn jede Menge Kies – zumindest unter unserem Gästehaus (Lechkies).
Wenn sich der schmale Waldweg über Stock und Stein öffnet, passiert man eine kleine Ansammlung von Holz- und Steinhäuschen – die Drähütten. Mindestens eine davon wird bereits als nette kleine Ferienwohnung angeboten, nachdem sie aufwändig von den Eigentümern umgebaut wurde. Keine so schlechte Lage denken wir uns beim Vorbeigehen. Dies scheinen auch die daneben liegenden Kühe gedacht zu haben, die uns als Wiederkäuer ein nettes Fotomotiv abgeben. Noch ein paar Windungen des Wegs und unser Ziel, die letzte aktive Sennalpe in Tirol, ist erreicht.
Die letzte Sennalpe in Tirol
22 Kühe haben sie im Sommer auf der Alm rund um die Hütte und verarbeiten die gewonnene Milch selbst zu Käse. Können Sie sich vorstellen, wie aromatisch deren Milch bei dem Nahrungsangebot hier oben sein muss? Wir selbst haben uns davon überzeugen können, dass die Almen hier fast nur aus Wildblumen und Kräutern bestehen. Selbstverständlich haben wir uns ein „Käseandenken“ für Zuhause mitgenommen. Der war so gut wie die angebotenen Speisen der Petersbergalm. Und auch bei dem Angebot destillierter Spezialitäten konnten wir nicht Nein sagen. Vielleicht war das auch der Grund, dass wir dann auf unserem Nachhauseweg doch noch die Hirsche gesehen und gehört haben. Bei einem anschließenden Verdauungsspaziergang trafen wir oberhalb der Hütte auf die „Oma“ der Betreiberfamilie nebst ihrem Enkel. Sie stammt aus dem Bregenzer Wald und wohnt, wenn sie nicht auf der Alm im Einsatz ist, auch dort. Wir fachsimpelten natürlich über Schupfen, die es dort wie bei uns auch am Haus gibt (dort nennen sie ihn Schopf). Sie geriet schnell ins Schwärmen über die „gute alte Zeit“ hinter kleinen Fenstern in gemütlichen Stuben und großen Kachelöfen und erzählte uns mit einem Schmunzeln auch, dass sie schon 3 x bei einem Wettbewerb mitgemacht hätte, wer am besten und schnellsten Anmachholzbündel binden könne. Ob sie dabei einmal gewonnen hat, kann ich nicht sagen. Ich habe wegen ihres Dialekts leider nicht alles von ihr verstanden ;).
Mit dem mitgenommenen, guten Bergkäse und einem Schluck Roten beendeten wir am Abend diesen schönen Herbsttag bei uns Zuhause, während das Holz in unserem Kachelofen knackte und eine wunderbare Wärme erzeugte. Da dachten wir natürlich auch an das nette Gespräch mit der alten Frau oben auf der Petersbergalm, die wir sicher wieder einmal nach dem nächsten Winter aufsuchen werden. Nach dem Haslinger Sepp und seiner Königskerze aus Benediktbeuren nach soll es ja dieses Mal ein Jahrhundertwinter geben. Da werden wir noch oft den Kachelofen im Wild-Schütz Gästehaus anheizen. Wer Lust hat, kann sich hier weitere Infos über diese kleine Wanderung abrufen:
Wir hören und lesen uns dann wieder spätestens am 11.Oktober. Da ist bei uns der legendär schöne St. Colomansritt. Da sind wir für Sie wieder gerne dabei und werden berichten.
Mit herbstlichen Grüßen an alle Leser
Roland Schütz
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