Hallo verehrte Leserschaft,
sollten Sie Teil 1 verpasst haben, scrollen Sie einfach einmal zurück…
Für Jung und Alt war dieser See ab 1963 wie geschrieben jährlich ein Urlaubseldorado. Steinchen werfen, mit Treibholz Flöße bauen, baden, schwimmen, tauchen und vor allem relaxen.
Seine Ruhe und Größe war doch schon etwas Anderes im Vergleich zu unserem Darmstädter Woog oder der Grube Prinz v. Hessen Zuhause. Ja selbst für die Nichtschwimmer unserer Gemeinschaft war sein Wasser doch die willkommene Erfrischung nach einem genüsslichen Sonnenbad (meine Mutter lernte Autofahren und Schwimmen erst nach ihrem 55.Geburtstag).
Bereits im zweiten Urlaub wurde das erste Boot (die Nussschale) mit Ruder und Segel zu Wasser gelassen, was natürlich eine große Bereicherung unserer Wasseraktivitäten war. Schon im darauf folgenden Sommer hatte mein Vater wieder eine Überraschung parat: Sein 5 PS-Außenbordmotor machte einen Sitzplatz in dem kleinen Boot nur noch begehrter. Nun ging es flott kreuz und quer über den Forggensee wie in dem gern gesungenen Volkslied:
Jetzt fahrn wir über´n See, übern See
jetzt fahrn wir übern…..
So friedlich und beschaulich wie sich der fünftgrößte bayrische See zwischen Füssen und Roßhaupten zumeist den Urlaubern und Tagesausflüglern darbietet ist er nicht immer. Wenn seine Fläche von über 15 km² durch Sturm in Bewegung gesetzt wird, dann brechen sich schon einmal schaumkronenbenetzte, hohe Wellen an seinem Kiesstrand – ein Schauspiel, welches ich mir immer gerne ansehe. Aus Erzählungen meiner Eltern weiß ich von einer besonderen…
“Spritztour“
Gegen eine solche hatte mein Vater nie etwas einzuwenden. An einem sonnig, heiteren Nachmittag Mitte der 60er Jahre stach mein Vater mit dem kleinen “Dormel“ (wie er später genannt wurde) nach dem Mittagessen wieder einmal in See. Mit an Bord waren Onkel Willi und 3 der etwas älteren Kinder. Ich musste leider Mittagsruhe halten und durfte nicht mit. Man wollte sich wie des Öfteren mit dem auf dem Bauernhof gebliebenen Rest der Gruppe gegen 16.00 Uhr im Cafe MARIA zu Kuchen und Eis in Rieden treffen. Doch daraus wurde nichts. Onkel Heinrich war mit seiner Crew kaum eine Stunde unterwegs, da rauschte es auf einmal in den hohen Laubbäumen am Hof längs des Moarwegs. Der Wind nahm rasch an Stärke zu und schon bald schwangen und bogen sich deren Äste wie wild durcheinander. Mit Bestürzung wurde der plötzliche Wetterwechsel auch von den Hausbewohnern registriert und die Mütter liefen bald in Sorge schnell zum damals noch vorhandenen, stark schlingernden Landungssteg der Forggenseeschiffe (Anm.: Dieser “ruhte“ normalerweise auf mehreren Wassertonnen um die unterschiedlichen Wasserhöhen des Sees auszugleichen) unterhalb des Gasthofs am See um Ausschau nach dem Dormel zu halten. Aber vom Boot und seinen Insassen war weit und breit nichts zu sehen. Nur hohe Wellen und ein Mobiltelefon hatte 1966 nur Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise. So warteten die Daheimgebliebenen in der Bauernstube vom Moarhof auf ein Lebenszeichen von den Verschollenen. Bange Minuten müssen es gewesen sein bis endlich das Haustelefon läutete. Tatsächlich war am anderen Ende der Leitung mein gestresster Vater der in knappen Worten sagte: „Es ist alles ok. Holt uns hier ab. Wir sind am Bootshafen in Füssen gelandet.“ Dem allgemeinen Jubel war die Erleichterung herauszuhören. Schon auf der Heimfahrt im Auto erzählte er, dass der plötzlich einbrechende Wind aus Nordost derart hohe Wellen erzeugt hätte, dass er es mit dem kleinen Boot ohne Gefahr des Kenterns gegen die Wogen nicht mehr nach Waltenhofen geschafft hätte. Nach einigen Manövern drehte er ab und so tanzten sie nun auf und mit den Brechern und liefen pitschnass, aber heil im Hafen von Füssen ein. Fortan gab es ein Abenteuer mehr zu erzählen unter dem Motto: Weißt Du noch?…
Von einer Regatta mit besonderem Ausgang, einer Rennjolle mit Gaffelsegel aus dem Jahr 1936 die bei uns Leukoplastbomber genannt wurde und warum das Atlantis des Forggensees immer wieder in meinen Träumen erschien werde ich das nächste Mal berichten.
Herzlichst
Ihr Roland Schütz vom Wild-Schütz Gästehaus in Schwangau
http://www.klasse-gemacht.de/39 Was unsere Gäste über unser Haus meinen finden Sie dort
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