Verehrte Leserschaft,
unser Forggensee ist derzeit ein sensationeller Knüller in den lokalen Medien und ruft Hundertschaften von Touris, Einheimischen und Schaulustigen hier auf den Plan. Warum? Nun durch die erstmalige, fast totale Absenkung des Wassers seit seinem Bestehen (bedingt durch tiefer liegende Wartungsarbeiten am Kraftwerk Roßhaupten) wurden Teile des Seegrunds freigelegt, die sonst im Frühjahr nicht zum Vorschein kommen.
Ich möchte Ihr Interesse ganz bestimmt nicht überziehen aber ich muss (!)(!) meine Forggensee – Geschichten spontan noch um die folgenden Artikel erweitern und hoffe auf Ihr Verständnis. Meine historischen Betrachtungen der Seeentstehung sind fast geschrieben und werden den Abschluss meiner Serie über den See bilden. Und dann ist gebe ich Ruhe mit dem See…. bestimmt!
„Zwei Generationen hat man das alles nicht mehr sehen können“ urteilte jüngst der Heimatforscher Magnus Peresson vom Historischen Verein Alt Füssen bei einer seiner beliebten Führungen durch diese “Versunkene Welt“.
Also machten meine Frau und ich mich am 07.April bei schönstem Sonnenschein auf eine besonders abenteuerliche Fahrradexpedition unter dem Motto:
Nicht um den Forggensee – sondern durch ihn.
Um es mit wenigen Worten vorab zu beschreiben (was mir ja immer schwer fällt 🙂 ): Es war in jeder Hinsicht einmalig!
Wir starteten vom Wild-Schütz Gästehaus und fuhren gleich hinter der Ortschaft Brunnen auf den Seegrund. Der Boden gleichte an vielen Stellen dem Wüstenboden im Süden Bénins (Afrika) vor der Regenzeit und ein lieber Freund, dem ich ein paar Aufnahmen vorab zusandte, kommentierte diese trocken im O.-Ton: „Ich wusste gar nicht, dass Bayern dem Mond so nahe ist“. Wäre da nicht die wunderbare Kulisse der Schneeberge im Hintergrund, könnte man das schlicht so verkaufen, oder?
Trockner Boden Die Steinige Piste und noch erkennbare Grundrisse der Häuser
Und zum Vergleich: Die Landschaft um den Ort Forggen einstmals vor dem Jahr 1953:
Die Landschaft vor Ihrer großen Veränderung. Links der Forggenmüller (Haus Nr. 73) Mitte die „Forggenwiesen“ und das Dorfidyll
Anfangs erinnerte der Untergrund beim Befahren noch an das alte Kopfsteinpflaster von Meersburg am Bodensee. Unsere Arme bekamen eine klasse Schüttelmassage und wir stiegen für zunehmende Päusschen gerne einmal ab.
Faszinierender Seegrund
Doch je weiter wir in den Norden Richtung Roßhaupten kamen, wurde der Boden unter unseren Rädern langsam schwerer. Wir folgten der einsamen Spur eines mutigen Traktorfahrers, der Tage zuvor eine immer tiefer werdende Spur im trockenen Schlamm hinterlassen hatte. Doch hat er wohl verständlicherweise irgendwann Schiss bekommen und ist zu unserem Bedauern umgekehrt. Und dann hatten wir den Schlamm(massel). Eine Art Priel (eigentlich ein Wasserlauf im Watt) schlängelte sich vom entfernten Ostufer wie ein gewundener Regenwurm vor unserer Nase und versperrte uns effektiv das gewollte Weiterkommen. Aber unser gerüttelt Maß an Kopfsteinpflaster war voll. Ein Blick über die Schulter genügte und unsere beiden Körper verweigerten dem Gedanken Umkehr schlicht den Gehorsam. Während meine Frau nun leichtfüßig auf Barfüßen eine geeignete Stelle für eine mögliche Überquerung auskundschaftete, zog ich mir meine bewährten Gummistiefel an, um bestmöglichen Stand im erkennbaren Schlammbett zu haben. Ich schaffte dann tatsächlich unter großer Anstrengung unsere Räder auf die andere Seite. Wir waren glückliche Mat(s)chgewinner. Doch nun sahen wir zu, dass wir kurz vor dem versunkenen Weiler Deutenhausen am eigentlichen Ufer des Sees wieder festen Boden unter die Füße und Räder bekamen.
Nur einer kam durch…nein, so wollten wir nicht enden 🙂 🙂 Ein einsamer Schuh im Schlamm
Nach einigen kleinen Fehlversuchen fanden wir über wunderbare, stille Ecken vorbei an Moorwiesen und saftigen Almwiesen zurück auf einen befahrbaren Weg, dem wir nun gerne in die Zivilisation folgten. Am leeren Ilias-Bergsee vorbei, zog es mich zu einer besonderen Stelle, die ich exakt 1 Woche vorher schon einmal allein aufgesucht hatte und die ich meiner Frau heute unbedingt noch einmal zeigen wollte. Die Stegbrücke von Deutenhausen.
Wie unsere Expedition weiterging, welche einmaligen Eindrücke wir mit nach Hause nehmen konnten und warum wir beim „Stegwirt“ nicht unsere verdienten Radler getrunken haben, erfahren Sie wie gewohnt demnächst an dieser Stelle.
Die historischen Aufnahmen vom Ort Forggen sind übrigens dem Bildband der Familie Pfeiffer aus Schwangau entnommen.
Ihr Roland Schütz vom Wild-Schütz Gästehaus
Schreibe einen Kommentar