Iss Dein Brot mit Freude (Goethe Zitat)
Staunend standen wir neulich im Urlaub vor den Schaufenstern einer kleinen Hausbäckerei in Italien, die uns mit ihrem unglaublich vielfältigen und kreativen Backsortiment begeisterte. Den Backwaren sah man die traditionelle Machart und die guten Zutaten förmlich an. So wie früher halt, würde man bei uns sagen. Doch auch bei uns im Wild-Schütz Gästehaus in Schwangau versuchen wir immer wieder unsere Hausgäste mit selbst gemachten Vollkornbrot oder Seelen zu verwöhnen (siehe Headline). Die Hausherrin legt dabei größten Wert darauf, ihr Korn aus dem Bioladen selbst zu mahlen, damit wichtige Vital- und Ballaststoffe des Korns erhalten bleiben, die bei industriellen Herstellungsverfahren von Mehl leider verloren gehen. Hier werden nur Teile des Korns verwendet und die Randschichten und der fetthaltige Keim im Inneren des Korns entfernt, wie sie immer wieder gerne betont.
Inzwischen hat sich meine Frau bereits ein kleines Repertoire an unterschiedlichen Broten bzw. Backwaren zugelegt. Neben dem Vollkorn-Mischbrot macht sie diese aber u.a. auch mit Dinkel oder Roggen. Unter unseren weiblichen Hausgästen befinden sich immer wieder Frauen mit eigenen Brotbackerfahrungen. So findet nicht selten ein munterer Wissensaustausch beim Frühstück statt und ich darf dann in der Folge die Hausrezepte fotokopieren. Aber das fällt ja unter die Rubrik „Service am Kunden“ – und da bin ich ja immer gerne bereit dazu.
Ansonsten dürfen Sie mich über Körner nichts fragen. Da bin ich nicht so bewandert wie die Chefin – es sei denn… sie sind klar! 🙂 Immerhin reichte das Grundwissen über Getreidesorten aus meiner Jägerausbildung für mich als späterer Jagdpächter aus, um bei der Wildschaden-Regulierung (wir hatten im Revier jährlich viele Schadensflächen im Mais und Weizen verursacht durch Wildschweine) mit unseren Landwirten klar zu kommen. Wo wir gerade beim Weizen sind fällt mir noch so eine Sache ein, die vor ein paar Wochen größeres Erstaunen bei mir hervorrief.
Rein oder nicht rein – das ist hier die Frage – oder was kommt da überhaupt rein?
Wir saßen abends mit Hausgästen bei einem Bier gemütlich zusammen in unserer Gästestube. Unter anderem befand sich in unserer Runde auch eine feine Dame aus München, die sich schnell als solide Bierkennerin outete, wie man neudeutsch so schön sagt. Sie war ganz angetan von unserer häuslichen Bierauswahl. Immerhin haben wir derzeit 8 Sorten für unsere Gäste zur Auswahl und so landete irgendwann das angeregte Gespräch auch beim Deutschen Reinheitsgebot. Prompt behauptete sie siegessicher, dass der Spruch, den jeder Biertrinker kennt „Gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot“ bei der von mir so geschätzten Brauerei aus dem Münchner Raum nicht mehr auf der Flasche stehen würde. „Also so was gibt es doch gar nicht“ polterte ich gleich los. „Schauen Sie doch nach“ war ihre lakonische Antwort, worauf ich aber auch gleich an unseren Getränkeschrank ging und mir die spezielle Flasche an den Tisch holte. Natürlich untersuchten wir nun alle erwartungsvoll die Vorder- und Rückseitenaufkleber des Bieres aber tatsächlich, wie von ihr angekündigt, fanden wir diesen berühmten Satz nicht mehr auf dieser Flasche. Da hatte die Dame aber eine schöne Diskussion bei uns angezettelt von wegen Genmanipulationen, Hopfenextrakte und so weiter. Daraufhin haben wir sofort alle unsere Biersorten aus dem Schrank geprüft und immerhin 6 Sorten gefunden, bei denen der Spruch noch vorhanden war. Gott sei Dank!
Wie hatte doch unsere Deutsche Brauwirtschaft in den 80er Jahren mit diesem Spruch gepunktet und sich so gegen ausländisches „Chemiebier“ zur Wehr gesetzt!
An jenem Abend haben wir keine plausible Lösung mehr dafür gefunden, warum der Produzent diesen Spruch vom Etikett entfernt hat, aber boykottieren tue ich den Verzehr trotzdem nicht. Wäre ja schad´ um die vielen Flaschen, die wir von dem Bier noch im Keller haben und außerdem sind mir beim Öffnen der Flasche auch immer die vielen schönen Stunden in Erinnerung, die ich im immerwährenden Trubel des weithin bekannten Brauhauses am See verbringen durfte. Na, dös geht fei net´ – die wern´ scho nix in ihr guats Bier panschen, gell?
Also wenn Sie beim nächsten Gang an Ihren Kühlschrank einmal daran denken sollten, Ihr Fläschchen Bier genauer unter die Lupe zu nehmen und Sie den Spruch auch nicht mehr auf dem Etikett finden, dann ist doch da wirklich irgendwie der Wurm drin, oder?. Ja mei, werden Sie sich vielleicht sagen – dann isses halt a` Mezcal*.
* Mezcal ist ein beliebtes mexikanisches Bier – berühmt für seinen darin schwimmenden Maguey-Wurm
So long
Ihr Roland Schütz
Kunstvolle Backwaren und Vollkornprodukte in einer Bäckerei in Soave, Italien
Und hier die „echten“ Vollkorn-Brote und Semmel aus dem Hause Schütz:
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