Gästeehrung vor 40 Jahren
Wie war das noch im Deutschunterricht. Wir schreiben einen Aufsatz. Hier ist das Thema und Ihr habt 2 Unterrichtsstunden Zeit. Los gehts.
Können Sie sich noch an diese Szene erinnern? Hatten Sie gleich Stress oder flogen Ihnen die Worte und Einfälle einfach so zu? Also ich erinnere mich noch sehr gut an meine Aufsätze. Jedes Mal brütete ich erst einmal lange Zeit über leere Entwurfblätter bis es mir gelang, aus meinen vielen Ideen den zündenden Gedanken herauszufiltern und dann diesen unter gehörigem Zeitdruck noch zu Papier zu bringen. Dabei durfte man auf keinen Fall die vielen Vorlieben der kritischen Lehrerin nicht aus den Augen verlieren. Die Satzstellung (SPO) musste u. a. stimmen und bei der Wortwahl durfte man sich auf keinen Fall ständig wiederholen. Da gab es keine Diskussionen sondern Punkteabzug und so haben sich diese Kriterien und andere Details auf der eigenen Festplatte eingebrannt. Oft wurde das Resultat meiner Schreibe mit üppigen Kommentaren versehen (immer in Rot – wie furchtbar) gut aufgenommen. Aber einmal stand nur ein Satz unter meinem Aufsatz – und der mit deutlichem Ausrufezeichen:
Nett geschrieben – aber Thema verfehlt. Da hatte ich einmal was Witziges geschrieben und die Dame hatte sicher viel zu Lachen. Ich allerdings danach nicht 🙁 . Nun ja, wie sagte es einst der italienische Schriftsteller Giovanni Guareschi (1908-1968) Autor der von mir so geliebten Figur Don Camillo so treffend:
Der Kritiker ist ein Huhn, das gackert, wenn ein anderes ein Ei legt. Die Gesamtnote war ja dann doch noch verträglich.
Warum schreibe ich das jetzt alles, wo es doch gar nichts mit dem Allgäu zu tun hat? Sehen Sie, so schnell geht das mit dem Thema verfehlt. Vielleicht liegt es ja auch nur am Wetter. Am Nachmittag war es gewittrig schwül und jetzt haben wir einen abkühlenden, wunderbaren Juli-Sommerregen am Abend. Meine eigentliche Vorgabe für eine neue Blogseite war aber ein Zeitungsausschnitt, den meine Mutter (Frau eines Jägers und selbst große Sammlerin von vielen Schätzen) über Jahre in einer Kladde aufbewahrt hat.
10.Juli Anno 1976
Auch in diesem Jahr gab es eine Europameisterschaft. Fußballfans wissen es gleich. Das war das Jahr, wo 40 Jahre später nicht Portugal sondern die Auswahl der Tschechoslowakei (im Endspiel gegen Deutschland) Europameister im Fußball wurde. Kurz danach trat die Familie Schütz wieder zusammen mit 3 weiteren Familien aus Alsfeld, Hannover und dem Württembergischen ihren lang ersehnten alljährlichen Urlaub auf dem Moarhof in Waltenhofen an. Zum Feiern gab es im Urlaub für unsere Eltern eigentlich immer einen Grund. Aber in diesem Jahr, also heute genau vor 40 Jahren, gab es ein besonderes Jubiläum für die Wirtsleute Margot und Leo Geiger wie auch für die Urlaubsgäste. Man verbrachte den 20.ten Urlaub in Schwangau und der damalige Verkehrsamtsleiter der Gemeinde, Schorsch Grieser, kam persönlich auf dem Hof vorbei und würdigte die Urlauber nebst Anhang entsprechend. So wurde sogar im Füssener Blatt am 10.Juli 1976 eine kleine Notiz mit Bild darüber veröffentlicht, da ein solches Jubiläum zu jener Zeit noch etwas Besonderes war. Als wir im Jahr 1963 das erste Mal am Forggensee zum Baden und Urlauben gingen, steckte der Tourismus mit der Zielgruppe Familienurlaub auf dem Bauernhof ja noch in seinen Kinderschuhen. Eigentlich hätte mein Vater, ein Reiseprofi mit eigenem Reisebüro, mit seiner Familie sicher viele andere Urlaubsziele auf diesem Globus ansteuern können, aber da hätte er viel Widerstand von der Familie erfahren und das war ja auch gar nicht in seinem Sinne, denn er erholte sich in den 3 Wochen Sommerurlaub im Kreise seiner Familie und Freunde auch bestens von seinem stressigen Alltag. Als ich dann 1977 in die Reisebüroszene eintrat, tat ich es ihm in punkto Urlaubsberatung gleich und vermittelte unzählige Reisewillige trotz vieler bunter Urlaubskataloge und Alternativen nach Schwangau ins Allgäu. Und das Wichtigste für mich als Vermittler war, dass meine Kunden alle zufrieden wieder retour kamen.
Heute, 40 Jahre nach diesem Jubiläum, haben wir die Seiten gewechselt und sind auf der Vermieterseite gelandet – und das jetzt schon im 5. Jahr mit unserem Wild-Schütz Gästehaus. Aus diesem reichhaltigen Erfahrungsschatz von meiner Frau und mir als langjährige Gäste Schwangaus dürfen unsere Hausgäste jetzt in vielfältiger Weise profitieren. Wir können uns immer noch in die Sichtweise eines Schwangau-Urlaubers versetzten, wissen konkret, welche Bedürfnisse er hat und ihm dadurch wertvolle, individuelle Tipps geben, damit er seinen Urlaub optimal und nachhaltig gestalten kann. Immer noch setzen wir übers Jahr kleine Verbesserungsideen für unser Haus und den Gast durch und lassen es diesbezüglich an Kreativität nicht mangeln um eines Tages vielleicht auch in unseren Räumen den 20. Urlaub eines Stammgastes zu feiern. Gell, Frau Köpf*, das wäre doch wieder eine schöne Feier wert bei uns, oder? Übrigens freue ich mich jedes Mal, wenn mir heute noch der Grieser Schorsch, Schwangauer Urgestein (2.ter von links auf dem Bild) im Ort beim Einkaufen begegnet.
* Anmerkungen: Frau Petra Köpf, Direktorin des Tourist Office Schwangau, war dieses Jahr zur Gratulationsfeier des 2.000.ten Gastes im Wild-Schütz – und der im Artikel erwähnte Herr Schütz Senior hieß mit Vornamen Heinz
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