News aus dem Allgäu vom Wild-Schütz Gästehaus
Der 12.Februar war jener Tag, an dem ich hier meinen letzten Blogeintrag veröffentlicht habe. Lange her, ja, ich weiß…. Seitdem habe ich immer wieder den Staub von der Tastatur geblasen, diverse angefangene Dokumente gespeichert, jedes Mal in der zuversichtlichen Hoffnung, diese noch zum Abschluss zu bringen. Besonders seitens der Familie wurde ich unlängst darauf hingewiesen, dass es nun langsam mal wieder Zeit wäre für neue Geschichten von uns und aus dem Allgäu. Aber auch wenn unser „Alltag“ hier immer wieder mit neuen Erlebnissen und besonders netten Begegnungen mit Gästen aufgemischt wird, – als selbstkritischer Erzähler möchte ich nicht das Gefühl haben, dass sich beim Lesen meines Blogs wegen zu häufiger Wiederholungen eines Tages Langeweile bei Ihnen einstellen könnte.
„Das All ist erfüllt mit Jedermanns erbrochenem Alltag“ merkte schon der Deutsche Schriftsteller Botho Strauß wie immer zeitkritisch in seinem letzten Buch „Vom Aufenthalt“ an und er meinte damit nicht nur die heutige Facebook – Manie. Auch möchte ich keinesfalls von einer, wie er es nannte, weltweiten Mitteilungsinkontinenz befallen werden. Doch wie heißt das passende Sprichwort dazu: Wer schreibt – der bleibt (in Erinnerung). So geht es in meinem 113.ten Blog mit neuen, nicht wiederholbaren Erlebnissen nun endlich weiter – ganz so wie in der Lindenstraße, von der ich allerdings noch jede der 1574 Folgen bisher verpasst habe (Anm.: Die Nächste kommt übrigens am kommenden Freitag). Beginnen tue ich allerdings mit einer kurzen Rückblende auf die besonderen Ereignisse im Wild-Schütz.
Ehre, wem Ehre gebührt
Ach was waren das noch für schöne Zeiten, als in unserem Schwangauer Gästeblättle auf den letzten Seiten jeden Monat all die glücklichen Urlauber genannt werden durften, die hier schon das zigste Mal Urlaub machten. 10mal, 17-mal, 25-mal – ja zigmal sind sie gekommen – die treuen und teuren Stammgäste. Auch ich zählte mich einst zu ihnen, immer stolz darauf, dass ich irgendwann einmal nach der silbernen auch die goldene Gästeehrennadel von der Gemeinde Schwangau überreicht bekommen würde. Natürlich könnte ich mir diese heute an meinen Jägerfilzhut stecken, aber so eine Anstecknadel passt dann doch eher an einen Wanderhut. So bleibt dieser kleine Schatz brav in meinem auswattierten Erinnerungskästchen. Heute, im Jahr 2016 angekommen, geht diese Art von kleiner Ehrung im Gästejournal nicht mehr. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wie es amtlich aus der Gemeinde heißt und man spart ja sicher auch Druckkosten. So werden die Familie Meier aus Wanne-Eickel oder die Bühring´s aus Hannover nicht mehr schriftlich in der lokalen „Bestenliste“ auftauchen, obwohl sie schon rekordverdächtig viele Urlaube hier verbracht haben. Irgendwie schade, dass diese Art der netten „Gästebindung“ vom Gesetzgeber nun unterbunden wurde…
Einmalige Erlebnisse I
Doch auch wir nehmen es hier mit dem Datenschutz seitdem sehr ernst. Trotzdem kann ich es nicht unerwähnt lassen: Gemeinsam mit der Direktorin Frau Petra Köpf vom Schwangauer Tourist Office durften wir letzten Monat mit Frau S. B. aus H. (ODW. 🙂 ) unseren 2.000ten Gast hier im Wild-Schütz begrüßen. Gell, Sieglinde, des war aber eine wirklich schöne Überraschung. Als wäre das nach 4 Jahren Betriebszeit nicht schon Grund genug auch für uns zu feiern, haben wir kurz danach noch einen draufgesetzt:
Dieses Jubiläum war tatsächlich etwas besonders Einmaliges:
Im Jahr 2016 den 2.016ten Hausgast im Wild-Schütz zu ehren kann uns dieses Jahr sicher kein Herbergsbetrieb hier in Schwangau mehr nachmachen. Herr Sebastian F. aus Hessen freute sich an diesem Tag sichtlich mit uns und will die ihm überreichten Essensgutscheine für die Drehhütte mit seiner bald Angetrauten bei seinem nächsten Urlaub mit uns gemeinsam beim Südtiroler Wirt auf der Hütte einlösen. Na da freuen wir uns doch gleich zweimal.
Einmalige Erlebnisse II
Es gibt immer wieder Erlebnisse im Leben, bei denen man kurz danach oder etwas später feststellt, dass sie einmalig waren. Oft höre ich gerade Hausgäste zum Beispiel nach einer gern gemachten Visite der Zugspitze (ist ja nur eine gute Autostunde von unserer Pension entfernt) von einem einmaligen Besuch sprechen. Verständlich, wenn die traumhafte Fernsicht Begeisterung hervorrief und das Wetter mitgespielt hat. Aber dieser glückliche Moment auf dem Berg ließe sich beim nächsten Urlaub möglicherweise wiederholen. Mit einmaligen Erlebnisse meine ich aber solche, die in ihrer Art oder Konstellation eben so nicht noch einmal stattfinden oder erlebt werden können. Im Sport oder in der Musik ist es gar nichts Besonderes. Nehmen wir als einfaches Beispiel das letzte Konzert von Udo Jürgens in Zürich (für die, die dabei waren sicher einmalig) oder das 7:1 Ergebnis im WM-Fußballspiel Deutschland gegen Brasilien 2014. So gesehen, gibt es doch mehr einmalige Erlebnisse, als man spontan denkt. Doch die selbst gemachten persönlichen Erlebnisse mit dem gewissen einmaligen „WOW“-Effekt hat man nicht alle Tage.
Letzte Woche hatten wir so eines in München. Angeregt durch einen kleinen Artikel und das Foto eines Gemäldes des uns bis dahin unbekannten spanischen Malers Joaquin Sorolla (1863-1923, also auch ein Zeitzeuge von König Ludwig, dem 2.ten) neulich in unserer Zeitung, beschlossen wir spontan diese tolle Retrospektive mit dem Titel „Spaniens Meister des Lichts“ in der Kunsthalle München zu besuchen. Für uns wurde es zum einmaligsten Erlebnis des Monats. Kein noch so gutes Foto ist diesen meist großformatigen Gemälden des Spaniers ebenbürtig. Bei vielen seiner Gemälden riecht man förmlich das sprudelnde Meerwasser, hört es gurgeln, rauschen, meint das fluoreszierende Licht auf den Wellen glitzern zu sehen. Selten haben wir die Genialität eines Künstlers im Umgang mit Farben und Licht so beeindruckend und faszinierend empfunden!! München gehört ja immer zu einem der von uns aus gut erreichbaren Ausflugsziele. Aber jetzt lohnt sich die Fahrt gleich doppelt. Also wenn irgendwie möglich, dem empfehle ich unbedingt einen Besuch dieser Ausstellung. Sie hat ihre Pforten noch bis zum 03.Juli geöffnet (Infos auch unter: Kunsthalle München ). Gerne geben wir unsere aktuellen Parktipps und Einkehrempfehlungen an interessierte Gäste weiter.
Nächste Woche wollen wir dann wieder unsere Frühlingseröffnungsfahrt an den Bodensee machen. Doch auch bei uns fängt der erste Apfelbaum mit zartem Grün an. Der Frühling dürfte jedenfalls kommen auch wenn es heute wieder ein wenig schneit. Wir freuen uns bereits darauf neue Frühlingsentdeckungen und Einmaligkeitserlebnisse machen zu dürfen.
Herzlichst
Ihr Roland Schütz
Nachtrag:
Selbst so eine Fahrt nach München ist schon ein kleines Abenteuer für uns Schwangauer Landeier. Wir, die wir ja noch aus dem letzten Jahrhundert stammen, besitzen selbstverständlich kein „NAVI“, da wir ja „von hier“ sind und unseren Feneberg – Einkaufsladen in Schwangau immer noch ohne ansteuern können. Aber das Straßengewirr einer Großstadt kann schon einmal kurzzeitig familiären Unfrieden im PKW stiften. Besonders wenn der Leitwolf (Mann) dem Fahrzeuglenker (Frau) im Trubel des Geschehens verzweifelt das Gerstmann-Syndrom vorwirft (die bekannte Links-Rechts Schwäche). „Links, Du hättest an der Ampel liiiinks abbiegen müssen – kennen Sie bestimmt. Doch unser ältester Sohn Martin ist ja dank Studium bestens mit der neumodischen Technik vertraut und machte unser kleines Reisetablet vor Fahrtbeginn zu einem Navigationsgerät mit GPS. So fuhren wir an jenem Tag erstmalig mit Hilfe technischer Ansage grinsend und erwartungsvoll durch Füssen Richtung München. „Nach 200 Metern rechts abbiegen“ war in Höhe des Hotels Hirsch völlig korrekt, doch wir mussten zuvor noch unseren Sohn am Bahnhof abliefern. Die Kursabweichung schmeckte der Ansagerin aber gar nicht und deren höfliche, aber stetige Korrekturen führten bei uns naturgemäß zu Gelächter. Mit ihr kamen wir aber sicher aus dem „Moloch“ Füssen heraus und es funktionierte einwandfrei, bis…. mei, was haben wir uns erschreckt, als wir auf der A7 Eingangs des Tunnels Reinertshof (bei Hopferau) von unserem Tablet aus heiterem Himmel nichtsahnend brutal niedergetrillert wurden. Ja brutal, sag ich Ihnen. Ganz verdattert korrigierte ich meine Fahrgeschwindigkeit schleunigst von 90 auf die gewünschten 80 Stundenkilometer (was ich ja sowieso gemacht hätte – man nennt das auch Ausrollen, gell?). Abstellen konnten wir diesen erzieherischen Effekt während der Fahrt natürlich nicht und so trällerte die Pfeife hin und wieder auch in unpassenden Momenten aber dann nicht mehr so wirkungsvoll wie beim ersten Mal. Dank der Technik erreichten wir unser Ziel mitten in der Innenstadt aber immerhin wesentlich schneller als ohne. Da konnten wir dieses Gepfeife locker verschmerzen. Auch aus München raus kamen wir ohne uns einmal verfahren zu haben. Gar nicht übel, wenn man es braucht. Also wir brauchen so etwas ja nicht…
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