An diesem ersten Dienstag im Monat März 2015 sitzen meine Frau und ich vor einem süffigen, dampfenden Jagatee und einem nicht minder lecker schmeckenden Topfenstrudel mit Vanillesauce. Tatzeit ca.14.30 Uhr.
Auf 1764m Höhe haben wir kurz zuvor ein warmes, sonniges Plätzchen an der verwitterten und wettergegerbten Holzwand der Tiroler Gundhütte ergattern können. Um uns herum lauter genusssüchtige Touristen und Flachlandtiroler (höre angeregtes hessisches Gebabbel heraus – man schwärmt vom schönen Wetter, der guten Luft und vom erholsamen Urlaub). Wir sitzen natürlich rein beruflich hier im Gegensatz zu unseren netten Tischnachbarn. Und ganz ehrlich gesagt – ich denke gerade in jenen Minuten an malochende Büro- und Schreibtischhengste, die mir aus früheren Zeiten noch gut in Erinnerung sind und mich plagt gar kein schlechtes Gewissen. Wir sind ja auch bei der Arbeit. “Knowledge enhancement“ nennt man das im Englischen, was wir zwei gerade betreiben… also bevor Sie es googeln… Wissenserweiterung, ja was denn sonst??
Seit Wochen lag mir meine Frau mit einem Bergwanderweg in den Ohren, der auch im Winter begehbar (weil geräumt) sein sollte und den sie unbedingt selbst einmal zwecks Weiterempfehlung an unsere Hausgäste ausprobieren wollte. In einem unserer Lokalblättchen hatte sie etwas von diesem alpinen Höhenweg um den Tannheimer Hausberg Neunerköpfle (1862m ü. A.) gelesen.
Also fuhren wir bei bestem Wetter an diesem Dienstag in knapp 35 Minuten vom Wild-Schütz Gästehaus von Schwangau via Pfronten zum Parkplatz der gleichnamigen Gondelbahn. Hier war wenig los um die Mittagszeit. So erwischten wir gleich eine leere Gondel die uns in wenigen Minuten auf über 1.700m brachte. Hier oben herrschten beste Ski- bzw. Schneeverhältnisse aber wir waren ja dieses Mal zum Wandern gekommen. Nach kurzer Orientierung fanden wir auch gleich den beschilderten Einstieg neben der Bergstation und los ging es. In der Nacht zuvor hatte es wieder ordentlich geschneit aber mit solidem Schuhwerk war der präparierte Pfad gut zu begehen. In gut einer Stunde reine Gehzeit führte er uns, vorbei an tief verschneiten Fichten, in einem großen Bogen zum eigentlichen Gipfel. Ein paar kleine Steigungen waren schon zu bewältigen aber man wurde ja auch permanent mit grandiosen Ausblicken auf die nahe Bergwelt entschädigt. Völlig gefahrlos eignet sich dieser 1,5km lange Weg auch für Nicht-Schwindelfreie und vermittelt einem trotzdem einen Hauch alpinen Bergsteiger-Feelings. Unsere kreativen Tiroler Nachbarn schmücken sich ja gerne mit Superlativen (siehe längste Fußgängerhängebrücke der Welt – Highline 179 bei Reutte) – so auch hier. Kurz vor dem sehr markanten Gipfelkreuz kann man sich in das größte Gipfelbuch der Alpen eintragen. Ein nett aufbereiteter Gag, der auch mit der interessanten Historie und Entstehungsgeschichte von Gipfelbüchern aufwarten kann.
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< Der Eintrag könnte heute von mir stammen
<Aggenstein mit Bad Kissinger Hütte
Hier oben genossen wir noch einmal das wunderbare Rundpanorama über das unter uns liegende Tannheimer Tal und die angrenzenden Bergkolosse bevor wir uns an den kurzen Abstieg zur Gundhütte machten. Deren Angebot mussten wir nun natürlich auch testen und so kam es, das wir an diesem Dienstag Nachmittag völlig zu Unrecht von den Nachbarn aus Hessen am Tisch auch für „Touris“ gehalten wurden, die nichts anderes im Kopfe hatten, als sich hier ein paar wunderbare Sonnenstunden zu gönnen. Widerspruch ist zwecklos – unsere Beweggründe glaubt uns ja doch kein Mensch, oder?
Abstieg und.. Hier sagte mein Navi: Sie haben Ihr Ziel erreicht!!! Die Gundhütte auf 1.764m Höhe
Diese wunderbare Bergwelt in Bildern festzuhalten ist bei weitem nur ein Abklatsch der Realität. Aber ein Fernseher ohne Bild ist auch nichts.
Kleine Anmerkung: Eigentlich wollte ich diesen Artikel ja schon am Mittwoch schreiben aber da mussten wir das nahe Nesselwanger Skigebiet ALPSPITZBAHN für unsere skifahrenden Gäste testen. Wir wollten eigentlich nur wissen, wie bei pulvrigem Neuschnee die dortigen Pisten präpariert werden und wo man wie und in welchen Hütten den gleichnamigen Zauber erleben kann. Ach, ich sag Ihnen – es ist ganz schön anstrengend, diese ständige Testerei. Aber was macht man nicht alles für seine Hausgäste und einen guten Tipp…. 🙂
Ihr
Roland Schütz
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