Hallo zusammen, ich grüße Sie*. Hier ist wieder „Quer“. So begrüßt der Kabarettist und Fernsehmoderator Christoph Süß jede Woche donnerstags im BR – Fernsehen seine Zuschauer zu seinem satirisch, kritischen und dabei unterhaltsamen Wochenmagazin. Gerne oute ich mich hier als Fan seiner Sendung und empfehle diese (auch wenn ich kein Influencer bin und dadurch keinen finanziellen Nutzen habe) hiermit gerne weiter.
Diesem mir gefallenden Startritual jener Sendung folgend, eröffne ich meine „Schreibe“ heute einmal auch so und habe damit gleich meinen Start dieser Blogseite, denn der ist immer das Schwerste. Das Wort Quer streichen wir aber gedanklich und ersetzen es einfach durch (der) Wild-Schütz.
Wenige Stunden, bevor wir uns in Deutschland eine Stunde Richtung Sommerzeit vorbeamen und wenige Tage vor Ostern 2021, bringe ich hiermit doch noch ein paar Zeilen im Märzblock zusammen. Nicht das es die ersten wären. Nein, ich war in den letzten Wochen sehr fleißig und hatte tatsächlich bereits einige Seiten auf meinem Rechner abgespeichert. Aber immer wieder kreisten meine Gedanken beim Schreiben um das leidige Thema Corona und trotz meines angeborenen Humors erhielten meine (An-)Sätze nach mehrfachem Korrekturlesen keine Absolution. Das Thema ist auf Dauer einfach nicht lustig und eigentlich hat keiner, salopp gesagt, mehr „Bock“ drauf. Dabei hatte ich schon ein paar richtig interessante auch unser Gästehaus betreffende Fragen bearbeitet. Zum Beispiel:
- Urlaub machen in Zeiten von Corona – geht, oder geht nicht? Coronafrei – gibt es denn irgend etwas, was noch nicht infiziert ist ? Usw. usw.
Stop, stop stop. Thema gestrichen. Wenn wir im Mai, Juni oder Juli wieder aufmachen, können wir das hier Vorort gerne persönlich ausdiskutieren – ich freue mich schon drauf – auf das persönliche Gespräch mit Ihnen….nach Monaten der Vereinsamung. Tatsächlich komme ich mir in unserem stillen Gästehaus bereits vor wie der Schriftsteller Jack in dem Film Shining von Stanley Kubrick (den hatte ich schon einmal in einem anderen Block erwähnt). Aber keine Angst, das Kriegsbeil (eigentlich eine Axt im FILM) habe ich bereits vor langer Zeit im November sicherheitshalber begraben. Den Horror ersparen wir uns – der andere reicht auch schon….
Auch wenn ich trotz einer Hüft-OP im letzten Oktober derzeit noch keine großen Wanderungen absolviere, hätte ich Ihnen hier auch ein paar sehr schöne Beschreibungen unserer Schnee-Touren der letzten Tage schildern und Sie Zuhause an den Bildschirmen und Mobilteilen mit animierenden Fotos scharf aufs Allgäu machen können. Aber auch das empfand ich in der jetzigen Situation eher als fies. Einige von Ihnen wollten ja zu uns kommen – aber durften nicht, was wirklich traurig war!
Aber als gelernter Touristiker beschäftigt man sich auch in Coronazeiten immer mit dem Thema Reisen und Urlaub und als mir unsere Schwangauer Touristinfo vor ein paar Tagen eine Sendung des Bayrischen Zentrums für Touristik empfahl, habe ich mich gleich für den interaktiven Broadcast angemeldet (Liveschaltung und Diskussion via Internet). Das Thema:
Erfolgreicher Tourismus ohne Wachstum?
Mit größtem Interesse habe ich die Sendung verfolgt und dabei mit Freude feststellen können, dass man auch in der heutigen Tourismusforschung die teils extreme Zunahme der Reisetätigkeit mancherorts durchaus negativ sieht und nicht unbedingt auf weiteres Wachstum beharrt. In der exzellent besetzen Gesprächsrunde berichtete u.a. auch der Füssener Hotelier Eggensberger von den Problemen des Füssener Stadtrats, den Bau weiterer „Billigunterkünfte“ in der Stadt zu verhindern, was meist an dem Hoheitsrecht und der Zustimmung des Landratsamts Marktoberdorf scheitert. Irgendwie hat man den Eindruck, dass Vieles in diesen Tagen irgendwie verkehrt läuft. Doch wenn es der Volkesseele zu viel wird, geht auch anders, wie das jüngste Beispiel im nahen Lechbruck zeigt. Am beliebten Oberen Lechsee hätte hier nach den Vorstellungen des Bürgermeisters und Gemeinderats ein 4-Sterne Hotel mit 140 Betten entstehen sollen aber die Gegner organisierten einen Bürgerentscheid und man entschied sich vor Tagen eindeutig gegen den Bau und das trotz der hoch gepriesenen Mehreinnahmen für die Gemeinde!
Meine Frau (auch gelernte Reisekauffrau) und ich beobachten die touristische Entwicklung in unserer Gemeinde Schwangau und deren Umfeld schon seit Beginn unseres Beherbergungsbetriebs vor 9 Jahren auch immer mit einem kritischen Auge und wir sehen die Zunahme an Übernachtungen, dem steigenden Tagestourismus und dem damit verbundenen Verkehr auf unseren Straßen nicht unbedingt nur positiv. Schilderungen unserer Hausgäste von mit Asiaten überfüllten Linienbussen, die an der gewählten Haltestelle ohne anzuhalten vorbeirauschen (aber das war ja vor Corona)… oder eine völlig überfüllte Therme, deren überforderte Mitarbeiter kein dienstleistungsorientiertes Bild abgeben können, haken wir nicht einfach als gegeben ab. Wir legen besonderen Wert darauf, dass Sie sich als Gast während Ihres Urlaubs nicht nur in unserem Hause wohlfühlen. Genauso wichtig ist uns ein intaktes Umfeld Ihres gewählten Reiseziels, denn wir haben es als ehemalige langjährige Gäste auch schätzen gelernt. Übrigens war ich nun vor genau 60 Jahren das erste Mal von der Schwangauer Landschaft und seinen Menschen begeistert worden und ich denke, dass ich mir bei diesem Urlaub auf dem Bauernhof in Waltenhofen bereits das berühmte „Allgäuvirus“ eingefangen habe. Ach ja damals…. da sind wir tatsächlich noch ohne Maske rumgelaufen. Nein, ich mache jetzt hier keine sentimental journey, einst gesungen von Doris Day im Jahre 1945.
Das mit dem Urlaub wird wieder, da bin ich mir ganz sicher. Wenn nicht nächsten Monat dann eben im Übernächsten und sollten Sie trotzdem noch von eventuellen Schließungsmaßnahmen wegen Corona betroffen werden, bemühen wir doch den guten alten deutschen Leitspruch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und daraus wird ganz sicher keine Prokrastination, wenn Sie wissen, was ich meine ;).
In diesem Sinne – man sieht sich hier im Wild-Schütz Gästehaus und das hoffentlich recht bald!
Ihr Roland Schütz
* Des mit dem Sternche hinner dem Sie hab ich als alter Hesse noch net so verstanne aber ich hoffe, Sie komme mit meiner Anrede klar 😉
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