Unter diesem Titel war in unserer Tageszeitung heute im Füssener Teil zu lesen, dass ca. 20 Kameras im Stadtgebiet rund um Füssen installiert wurden bzw. werden um Daten über die Besucherfrequenz an den bekannten Hotspots wie zum Beispiel der Hopfenseepromenade zu sammeln. Diese sollen demnächst dem potentiellen Besucher Daten dann in Echtzeit auf Apps übermitteln, ob das ins Auge gefasste Ausflugsziel vor Ort überlaufen ist, der erforderliche Parkplatz „dicht“ ist oder der geplante Wanderweg laut Wanderapp gerade zu viele Nutzer aufweist oder nicht. Sollte das geplante Ampelsystem dann für den Ausflug auf rot stehen, würden Alternativvorschläge für den Besuch der Ausflugsgäste generiert werden, für die sich eine stressfreie Anreise lohnt.
Doch die große Frage, wie der informierte Tourist bzw. Nutzer darauf reagiert, bleibt zunächst offen. Wird er seiner App dann auch so folgen wie die Ungarischen Wanderer, die am ersten Wochenende im April 2024 vom Gelben Wand Steig am Tegelberg wie so oft von der Bergrettung geborgen werden mussten, weil ihnen ihre App diesen Abstieg vom Berg als schnellen und sicheren Weg ins Tal offeriert hatte? In solchen Fällen wünschte ich mir, dass das menschliche Hirn tatsächlich bald durch eine KI Wanderapp unterstützt werden sollte.
Den Strom der Besucher lenken
Ein KI-unterstütztes Besuchermanagementsystem für nachhaltigen Tourismus ist jedenfalls u.a. das derzeitige Forschungsziel diverser Universitäten (u.a. auch der Uni Kempten) und Tourismusorganisationen in Deutschland. Aber dieses hängt eben von der Akzeptanz aller User ab und wenn es nicht funktionieren würde, könne man ja laut Herrn Prof. Dr. Robert Keller´s Aussage vom Instititut INIT aus Füssen am Ende immer noch mit einer digitalisierten Buchungspflicht von Parkplätzen vorab einem überbordenden Besucherstrom die Grenzen aufzeigen. Nun bin ich gespannt, was das im Jahr 2022 gestartete und auf 3 Jahre ausgelegte Projekt im nächsten Jahr für Ergebnisse bringen wird.
Der Tourismus als Störfaktor
In einer Studie der Uni Kempten aus dem Jahr 2022 zur Tourismusakzeptanz- und Bewusstsein im Allgäu wurde jedenfalls deutlich, dass fehlende Parkplätze und das mit dem Tourismus verbundene Verkehrsaufkommen als besondere Störfaktoren bei den Einheimischen wargenommen wird. Dabei gäbe es doch eine so einfache Lösung, die schon in den 70er Jahren von dem bekannten Mainzer Karnevalist Ernst Neger (ist jetzt nicht diskriminierend – der Ernst hieß so!) geradezu passend geträllert wurde: Jaaa, mir san mim Radl da…. Und wir waren mit dem Radl da!
Radeln am Ammersee
Der Ammersee – ein beliebtes Segelrevier
Am 08.April versprach der Wetterdienst unglaublich sommerliche 29° Grad Tagestemperaturen. Beste Voraussetzungen für unseren schon lang geplanten Ausflug an den nördlich von uns gelegenen Ammersee. Also Fahrräder huckepack aufs Auto und in einer Stunde Fahrzeit von Schwangau war der Ort Dießen als Startpunkt unserer Fahrradtour um den See erreicht. Am „Dießener Himmel“ wie die Einheimischen hier ihren prächtiges Marienmünster (Titelbild) auch nennen, konnten wir etwas abseits der gesuchten Parkplätze im Zentrum mühelos einen kostenlosen Stellplatz für unseren Tagesausflug finden – und das ganz ohne eine App! Nach kurzer Besichtigung jener imposanten Klosterkirche des Augustiner Chorherrenstifts ging es mit dem Rad zügig an den See, der doch schon eine andere Größendimension aufweist wie unser hausnaher Forggensee. Wir erfreuten uns an der dargebotenen Seekulisse und selbst die Sandwolken aus Saharastaub störten uns nicht, gaben sie doch dem einen oder anderen Foto eine zum Teil schemenhaft gespenstige Atmosphäre.
Mystische Stimmung am Bootshaus
Was macht Bayern unter anderem so lebenswert? Antwort: Seine Biergärten
Auf breiten und bestens angelegten Fahrradwegen zumeist in Seenähe ging unsere Fahrt auch durch Waldstreifen zügig von Dießen über Utting Richtung Norden, immer wieder durch Halt an beschaulichen Plätzen unterbrochen wie zum Beispiel in Schondorf. Als wir dort den lauschigen Biergarten des Wirtshauses Seepost erblickten, stellten sich bei uns beiden automatisch Hunger- und Durstgefühle ein. Wie auf einem Thron erhöht, saßen wir bei freier Platzauswahl (der Vorsaison sei Dank!) kurz darauf den Seeblick genießend unter altem, schattenspenden Baumbestand auf jener Terrasse. Es empfing uns eine bezahlbare und durchweg gute Bayrische Küche und die frisch gezapfte Augustiner Halbe zischte… hmmmmm… und schon wähnten wir uns gefühlt im Schondorfer Himmel. So ließen wir uns gehörig viel Zeit – ja mei, auch die sollte man als geerderter Touri eben unbedingt haben!
Schöner alter Biergarten in Schondorf
Ein typisches Touristenziel
Bei Erreichen des Ortes Stegen im Nordzipfel des Ammersees war dann schon bedeutend mehr Traffic. Dort sind die Einkehrmöglichkeiten bewußt auf den Tagestourismus auch aus dem nahen München ausgelegt. Emsiges Treiben in den Lokalen und großen Biergärten – und das an einem Montagnachmittag Anfang April deutete uns bereits an, was sich in der Hochsaison hier so abspielt. Es war aber auch mit dem an- und ablegenden Schaufelraddampfer im Hintergrund an diesem sonnigen und nun schon warmen (29°) Apriltag einfach nur schön.
Trotzdem zog es uns bald wieder in die ruhigeren Zonen weiter. Mit ein paar kleinen Steigungen erreichten wir dann das mondäne Hersching mit seiner bekannten Uferpromenade. Uns war nach einem leckerem italienischen Eis und es radelte sich danach die letzten knapp 15 km (von insgesamt 49 km) doch etwas leichter. Auf zum Teil etwas schottrigen Wegen rollten wir wieder nach Dießen retour und ließen dort am Strand zum Abschluß unserer Radeltour zumindest die Füße im frischem Wasser abkühlen. Am Ende waren wir uns auch noch einmal einig: Dieser Tagesausflug mit Urlaubscharakter hat sich auf jeden Fall gelohnt!
0
Schreibe einen Kommentar