Mein Blick fällt aus einem der Gästezimmer-Fenster. Der Wind peitscht draußen den Regen fast waagrecht durch die Baumwipfel. Man schreibt den 24.Oktober 2018 und nicht nur in Schwangau, nein in ganz Bayern regnet es wohl den ganzen Tag. Ein Regentag, wie man ihn sich Vielerorts schon seit Wochen gewünscht hat. Ich hatte mir fest vorgenommen, an einem solchen mich wieder an meinen Laptop zu setzen und endlich einmal eine neue Blogseite zu schreiben. Es wäre gelogen, wenn ich nun behaupten würde, dass es seit meinem letzten Blogeintrag an Ostern bei uns nicht mehr geregnet hätte, aber an einen nasskalten Schmuddelwetter – Tag wie Heute kann ich mich partout nicht erinnern. Und trotzdem waren unsere Regenfässer fast über den ganzen Sommer gut gefüllt. So hatten wir unseren Gästen neben traumhaften Sommertagen dieses Jahr noch etwas ganz Besonderes zu bieten:
Es grünt so grün…
Grüne Wiesen und eine blühende Allgäu – Landschaft. Egal aus welcher Ecke Deutschlands die Urlauber angereist kamen, das erste was sie bei Ankunft von sich gaben waren die Worte: „ Ach, was habt Ihr es hier so schön grün!“ Die Wüsten- und Steppenbewohner aus der Pfalz, aus Nordrhein-Westfalen oder sogar aus dem hohen Norden – sie alle beneideten uns um den von meiner Frau paradiesisch gepflegten Garten rund um unser Haus und die angrenzenden saftigen Wiesen.
Fast ein jeder sprach von verdorrter Landschaft zu Hause und Gartenbesitzer wie unsere ehemalige Nachbarin aus Roßdorf schilderten uns, dass kein Wasser mehr in die trockene Erde sickern würde. Ja und endlich konnten die Hitze geplagten Städter bei angenehmen Nachttemperaturen wieder einmal richtig gut schlafen. Urlaub pur also!
Trocken und doch grün
Aber auch wir in Schwangau hatten mit Trockenheit schon zum Saisonstart ganz schön zu kämpfen und sie wird allen, die es hier erleben durften, als Jahrhundert – Ereignis in Erinnerung bleiben: Der größte Stausee Deutschlands, der fünftgrößte bayrische See – es gab ihn nicht – er war einfach weg! Kein Wellengeplätscher am Ufer, kein sich auf der Wasserfläche spiegelnder Sonnenuntergang, kein tutendes Linienschiff geschweige denn fröhlich badende Kinder in seinen Fluten. Nichts von alledem – Forggensee ade! Als die Meldung über elementare Sanierungsarbeiten an der Staumauer in Roßhaupten (unverständlich spät – ich glaube Ende März) durchsickerte, kam sie für viele total überraschend. Der See wird nicht aufgestaut! Eine touristische Katastrophe für alle Betroffenen rund um diesen Publikumsmagneten. Bereits organisierte Hochzeitsgesellschaften auf den Linienschiffen im Juni mussten kurzfristig abgesagt werden und nicht nur Herbergen mit Seeblick-Zimmern hatten wie der Campingplatz in Brunnen mit Stornierungen verärgerter Gäste und entsprechend finanziellen Einbußen zu kämpfen. Kaum hatte man sich an den Gedanken gewöhnt, dass die Badesaison am Forggensee ins nicht vorhandene Wasser fällt, kamen die ersten Neugierigen in Heerscharen und wollten es mit eigenen Augen sehen, was große Tageszeitungen wie die FAZ über mehrere Seiten detailreich zuvor beschrieben hatten:
Die einstige Seelandschaft wandelte sich von einer bizarren Wüstenlandschaft zu einer artenreichen Grünlandschaft. Rasant eroberte sich die Natur jene Fläche zurück, die ihr Anfang der 50er Jahre von Menschhand einst genommen wurde. Ob Klatschmohn oder Wasserdost und Knöterich, ja selbst eine Tomatenpflanze gedeihten auf dem fruchtbaren Seeboden und begeisterte nicht nur Naturliebhaber und Fotografen. Kein Wasser – und trotzdem grün. Das gab es diesen Sommer wirklich nur bei uns zu sehen.
Dem Wetter sei dank
Für eine tolle Saison mit tollem Wetter bedanken wir uns nachträglich bei all den Gästen, die trotz des fehlenden Forggensee ihren Urlaub bei uns verbracht haben. Aber auch beim Joachim (sprich Jogi) und seinen Berufskickern müssen wir uns eigentlich bedanken. Hatten wir Anfang Juli wegen des grassierenden WM-Fiebers und public-fewing at home tatsächlich noch ein paar kleine Lücken in unserem Belegungsplan zu verzeichnen, bekamen die weltmeisterlichen Überflieger (die mit dem Adler auf der Brust) von 2014 schnell die Flügel gestutzt. Nach dem frühen WM-Aus normalisierte sich auch unsere Buchungslage wieder. Auch in Schwangau liefen die touristischen und gastronomischen Stätten auf Hochtouren. Kein Wunder bei diesem Wetter. Als um den 23.September der erste Schnee auf unseren Bergen lag, dachte manch einer, es wäre nun mit dem schönen Wetter erst einmal Schluss. Doch weit gefehlt. Ein Bilderbuch – Herbst startete danach mit sommerlichen Temperaturen durch und bescherte uns und vielen Wanderern weitere Traumtage in herbstlich bunter Landschaft. So bunt wie unsere Bergwälder entpuppte sich auch gegen Saisonende noch einmal unser Tagesablauf. Neben runden Geburtstagen mit entsprechenden Feiern in unserem Gästehaus erfreute sich dieser Tage beim Wild-Schütz auch eine ganze Hochzeitsgesellschaft am goldenen Oktoberwetter. So durften wir als Gastgeber des Brautpaares (Stammgäste aus Baden-Württemberg) neben der würdevollen Eheschließung im Rathaus zu Füssen auch an der anschließenden und nicht alltäglichen Hochzeitsfeier auf der Buchenberg-Alm teilnehmen. Das war beste Werbung für unseren Königswinkel Schwangau – dem Wetter sei dank!!
Vorschau
Ob der heutige Regentag das Ende dieser Schönwetter-Serie einläutet- ich hege da meine Zweifel, denn schon Morgen sagt unsere Wetterstation im nahen Hopferau wieder ein paar Sonnenstunden voraus. Nichtsdestotrotz werden wir jetzt die vorbereitenden Maßnahmen für den kommenden Winter in Angriff nehmen. Die Geranien kommen ab, der Garten wird winterfest gemacht und am abendlich bullernden Kachelofen werden die Pläne geschmiedet, was im Service, im und um unser Haus noch verbessert werden könnte bzw. welche Neuerungen wir den Hausgästen im nächsten Jahr offerieren. Auf eine freuen wir uns beide jedenfalls schon jetzt: Die allseits beliebte Pöllat-Schlucht unterhalb vom Schloss Neu-Schwanstein wird wie gerade angekündigt im nächsten Mai ihre Pforten wieder öffnen und somit auf jeden Fall eine Bereicherung für uns und unsere Urlauber wie Besucher sein. Ach ja, und meine kleine Jolle (Koralle Bj. 65) darf dann im Juni 2019 mit mir wieder auf dem Forggensee rum schippern. Die Vorfreude ist riesig. Am 17.Juli im nächsten Jahr spielt die Band TOTO auf der Seebühne am Festspielhaus. Da fahren wir natürlich hin, nachdem ich bei Sting dieses Jahr keine Lust hatte, den Kahn über den trockenen See zu ziehen. Zugegeben, das war ein Reinfall – aber… wie hat schon Heinz Rühmann in der Filmkomödie „Paradies der Junggesellen“ 1939 gesungen: Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern,
keine Angst, keine Angst, Rosmarie!
So, Schluss jetzt. Habe mir gerade vorgenommen, den nächsten Blog am ersten Schneetag in diesem Jahr zu schreiben, falls ich nicht gerade unter irgend einer Palme meinen Jahresurlaub genieße, hehe!! Ja, der Schnee wird kommen. Ich habe bereits um eine Flasche Whisky gewettet, dass wir dieses Silvester Schnee haben werden. Wir werden ja sehen…
Kleine Bildergalerie zum Blog
Titelbild von F. Fisch
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