Wenn mich meine Frau früher schon mit ihrem Wissen um Pflanzen und Gräser entlang unseres Wanderwegs verblüffen konnte, überraschte sie mich neulich bei einer ganz harmlosen Wanderung mit einer gekonnten Steigerung. Dabei hätte ich es ahnen können, was mir blüht. Aber zur Sache:
Kräuter sind gesund
Während ich in den letzten Jahren immer wieder eine Gelegenheit fand, mich in Sachen Kräuterspirituose weiter zu bilden, hat meine liebe Frau ihren Wissensdurst an Kräutern in Form von Kursen und Exkursionen vertieft (nebenbei bemerkt – sie trinkt aber auch ganz gerne mal einen Kräuter). Als wieder einmal eine solche Führung von Frau Dr. Ina Schicker, einer sehr bekannten Allgäuer Wissenschafts- und Medizinjournalistin (Anm.: Zu finden unter Naturnase), hier in Schwangau angeboten wurde, war sie gleich mit Feuereifer dabei. Da waren auch die ganzen anderen Kräuterweibleins des Orts zur Stelle und ließen sich fachkundig von der fantastische Arten- und Kräutervielfalt in unserem Schwangauer Kurpark betören.
Tags darauf verzeichnete unser kleiner Buchladen in der Münchner Straße eine nette Umsatzsteigerung durch die Teilnehmer der Exkursion. So kam auch meine Holde bald darauf mit neuen dicken Wälzern unter dem Arm erwartungsfreudig nach Hause. Das alte und das neue Testament in grün – zumindest vom Gewicht her – so war mein erster Eindruck. Mit einem kleinen Blick in unsere Bücherwand stellte ich später mit Erstaunen fest, das die Anzahl jener „Fachliteratur“ über Gartenpflanzen, Hochbeete, Bauerngärten und und und die sich mittlerweile im Regal angesammelt hatte, mit der Unmenge unserer Kochbücher durchaus mithalten konnte. Bevor ich jetzt weiter schreibe, genehmige ich mir noch schnell einen Ettaler Klostergeist. Da sind jede Menge Unkräuter drin, die vernichtet werden müssen. Also, wo war ich stehen geblieben…. ah ja, die Wanderung!
Das ist gesund und das kann man essen
Mit unserem Lieblingsförster und seiner Frau waren wir einige Wochen nach diesem Kräuterkurs wieder einmal zur Otto-Mayr Hütte unterwegs. Da wurde von den „Spezialisten“ unterwegs nebenbei viele Pflänzchen und Kräuter begutachtet, untersucht, berochen und bestimmt, als wäre eine Gruppe Weihenstephaner Studenten aus Freising auf Kräuterexpedition unterwegs. Bei so einem Stopp kam doch tatsächlich meine Frau und steckte mir blitzschnell ein von ihr frisch gezupftes Buchenblatt in den Mund und auf meinen fragenden Blick erwiderte sie freudig: „Das kann man essen!“ Ja wirklich!!
Na, ich wollte kein Spielverderber sein. Beim Kauen kamen mir unwillkürlich die vielen Rehe in den Sinn, die ich so gerne beim Äsen beobachtet hatte. Als so genannte Konzentratselektierer fraßen sie immer nur das Beste und Zarteste aus Wald und Flur. Na ja, Wiederkäuer bin ich danach zum Glück nicht geworden aber Buchenblätter überlass ich gerne weiter den Tieren.
Salatvariationen – nun hab ich den Salat
Was so ein Schwangauer Kräuterkurs alles noch entfachen kann, durfte ich am Tage nach unserer schönen Wanderung bei unserem gemeinsamen Mittagessen mit unseren Freunden erleben. Die Frauen waren zuvor in unserem Garten unterwegs gewesen, während wir Männer bei einem Bierchen von Jäger zu Förster über die Jagd philosophiert hatten. Als wir zu Tisch gerufen wurden, stand unsere große Salatschüssel mittig auf demselben und war gefüllt mit einer bunten Vielzahl an Blüten und was weiß ich für Dinge, die ich lieber in einer Vase gesehen hätte.
Meinem skeptischen Blick entgegnete meine Frau mit ihrem liebenswürdigsten Lächeln und meinte freundlich auffordernd zu mir: DAS KANN MAN ALLES ESSEN!
Und tatsächlich – mann kann. Wer als Mann solche blumigen Erfahrungswerte auch einmal erleben möchte, dem rate ich unbedingt dazu, seine Frau während des Urlaubs auf eine dieser geführten Kräuterwanderungen zu schicken. Die werden im Sommer für unsere Schwangauer Gäste angeboten: Sollten Sie Zuhause ein Mähmuffel sein ist das zudem ein echter Geheimtipp! Ich muss seit diesem Tag nicht mehr den Rasen mähen. Der Rasen ist bei uns jetzt eine richtige Wiese und es ist tatsächlich erstaunlich, was da nun alles wächst – und einiges ist sogar essbar.
Inhaltsstoffe im Salat, an die ich mich noch erinnern kann:
Gänseblümchen
Veilchen
Erdbeerblüten
Schnittlauchblüten
Bärlauchblüten
Pimpinelleblätter
und Rotklee – wohl bekommt´s!
Herzlichst
Ihr Roland Schütz vom Wild-Schütz Gästehaus
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