Eine gute Hausbank ist was wert
Zur besten Mittagszeit nahm ich heute auf unserer sonnengebräunten Allgäuer Hausbank Platz, auf der sonst unsere Hausgäste so gerne sitzen und tankte eine halbe Stunde lang Vitamin D in der erstaunlich wärmenden Januarsonne. Mein Blick wanderte immer wieder von unserem schneebedeckten Hausberg Säuling zu den von uns aufgeschichteten Schneebergen rund um unseren Parkplatz. Bis auf das melodische Gluckern des schmelzenden Schnees vom Dach in dem Fallrohr neben mir eine herrliche, winterliche Ruhe und Stille. Willkommen im Monat Januar 2021, der sich uns schneereich und winterlich präsentiert. Ein starker Fönwind, der die ganze Nacht um die Ecken unseres Gästehauses jagte und draußen an der Hauswand irgendwann doch noch einen leichten Gegenstand spielerisch zum scheppern brachte, hat jetzt Dinge wieder zum Vorschein gebracht, die unter dem 1 Meter hohen Schnee der letzten Tage begraben waren. Es ist fast so wie Ende Februar, wenn sich bei uns hier in Schwangau die ersten Schneeglöckchen an schneefreien Stellen heraus trauen.
Von meinem Sonnenplatz fällt mein Blick vor mir erneut auf unseren verwaisten Parkplatz, dessen 6 Stellplätze wir vor Tagen zusammen mit unserem Ältesten in mühevoller Handarbeit freigeräumt hatten. Nicht das wir jetzt die Horden Ski- und schneebegeisterter Winterurlauber erwartet hätten. Nein, nach „Virentourismus“ steht unserer politischen Führungsgilde gerade nicht der Sinn und so haben wir wie alle anderen Herbergen auch geschlossen. Aber unsere Erfahrungen der letzten Winter haben gezeigt, dass sich ein Liegenlassen des Schnees spätestens beim nächsten Flockentanz rächt.
Zwangspause(n)
Hätten wir Gäste im Haus, würde ich sicher nicht so relaxed hier sitzen. So genieße ich aber zugegebenermaßen diese Pause und schaue dabei unserer Nachbarin zu, die mit ihrer Schippe emsig versucht, den Schneematsch aus ihrer Garageneinfahrt zu schaufeln bevor er nächtens wieder zu einer geschlossenen Eisfläche gefriert. Sie hat mich in ihrem Eifer noch gar nicht bemerkt obwohl ich ihr schon mehrfach zugewunken habe. Na, also wirklich! Es juckt mich in den Fingern, ihr einen fetten Schneeball rüber zu werfen, aber bei meinen zufälligen Treffkünsten blende ich diesen Spaßgedanken schnell wieder aus. Würde ich sie damit treffen, müsste ich wohl mehr zu ihr sagen als „Grias Di, Michi“!
Verdrängen
Bewusst versuche ich auf meinem Bänkchen im Moment die alltägliche virusbedingte Gedankenflut auszublenden. Bei geschlossenen Augen mich nur auf die Umwandlung des in meiner Haut gebildeten Cholesterol in das eingangs erwähnte Provitamin D zu konzentrieren. Aber wie soll mir das bei der medial verursachten Bilderflut in meinem Kopf über zum Beispiel ständig gezeigte eingestochene Impfnadeln in freigelegte, meist faltige Oberarme (als Kind war ich bei Impfaktionen immer Schwindel gefährdet) gelingen. Wären die Gedanken doch nur mal für eine halbe Stunde frei von der ganzen (Verzeihung) Viruskacke.
Was wäre, wenn…
Was wäre es so schön, wenn ich jetzt meinen Sonnenplatz mit ein paar netten, gesprächsbereiten Hausgästen teilen dürfte. Fachsimpeln über die bestgespurten Loipen, über welche Einkehr den besten Kaiserschmarren macht oder wo man nachmittags noch am längsten die Sonne genießen kann. Aber nichts von all dem. Wir hangeln uns von einer Lockdown – Schließung zur nächsten und bei jeder meiner neuen Absagen an unsere gebuchten Gäste lese ich deren große Enttäuschung aus den Antwortmails heraus. Ich wollte, wir könnten für sie so etwas wie diesen Click and Collect Service anbieten. Ein Urlaubskarton zusammengestellt mit ein paar Dingen, die unsere Gäste bei ihrem Allgäuaufenthalt bei uns so wertschätzen:
2 Gläschen hausgemachte Marmelade nach Wahl, eine Backanleitung für unsere „Bürlis“, nicht zu vergessen die Radiessche-Kressecreme, 2 Flaschen Lieblingsbier, ein gutes Stück Sennereikäse, unsere gute Allgäuer Luft eingefangen mit ein paar Sonnenstrahlen in einem Einmachglas und natürlich das aktuelle Schwangauer Infoheft mit dem schönsten Urlaubsprogramm. Das Ganze garniert mit ein paar netten Begrüßungs- und lieben Abschiedsworten. Wäre das was?
Also von mir aus gerne aber für das Collect müssten die meisten, an die ich jetzt denke leider zu weit fahren. Dann üben wir uns halt in Geduld und hoffen gemeinsam auf eine baldige für uns gut verlaufende Entwicklung des Virusgeschehens und halten uns solange durchs Internet verbunden.
Freue mich aber schon riesig auf das erste persönlich Hallo hier bei uns an meiner Rezeption im Wild-Schütz Gästehaus!
Servus und hoffentlich bis bald
Ihr Roland Schütz
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