Ich kenne Menschen, die können mit der kalten Jahreszeit nichts anfangen. Sie bibbern sich gewissermaßen durch die Wintermonate, finden sie gar nicht cool sondern nur als kalt. Es fröstelt sie beim Anblick von Schnee wie einen Nichtraucher, der den Inhalt eines vollen Aschenbechers entsorgen muss. Sollten Sie also zu dieser Gattung Mensch gehören, lesen Sie nicht weiter. Schnappen Sie sich besser ein gutes Buch und Ihre alte Wärmflasche und ab auf die Couch oder ins Bett. Ich nehme meine Leser heute mit auf eine kleine Langlauftour und möchte einfach nur einen Eindruck von unserer seit Wochen so wunderbaren Schnee- und Winterlandschaft wiedergeben. Der Schnee kann gar nicht besser sein und erfreut die Gäste wie die Einheimischen und wir haben ganz schöne Mengen davon.
Tiefblauer Himmel, die Luft kristallklar. Die Langlaufbretter angeschnallt stehe ich nur hundert Meter von unserem Wild-Schütz Gästehaus entfernt startbereit in der Loipe neben dem Helmerhof. Die Bundesstraße ist von hier schnell erreicht und überquert. Das Ab- bzw. Anschnallen der leichten Skier geht heute vergleichsweise zu früher doch raz-faz.
Da stehe ich nun, mein Blick nach vorne gerichtet, fliegt er über funkelndes Weiß, streift kurz die im blassblauen Gegenlicht kaum wahrnehmbaren, filigranen Türmchen von Schloss Neuschwanstein und verfängt sich in den gepuderten Spitzen unserer nahen Hausberge, deren Konturen sich durch den fast kobaltblauen Hintergrund so markant hervorheben, als hätte man sie in ein Kontrastmittel getaucht. Bis auf die akkurat gezogene Spur zu meinen Füßen erscheint mir die Fläche so gänzlich unberührt. Diese Ruhe und Gelassenheit ausstrahlende räumliche Weite, wer erwartet so etwas schon in der unmittelbaren Nähe einer der weltweit bekanntesten „Touristenhochburgen“?
Einmal tief Luft holen und ab geht’s in diese wunderbare Kulisse.
Von der Anhöhe zur Linken grüßt vornehm das kleine Schlösschen Bullachberg, dass von seiner neuen Besitzerin Frau von Elmenau ideenreich vermarktet wieder aus seinem Dornrösschenschlaf erweckt wurde. Mit jedem Schwung, mit jedem neuen Stockeinsatz verringert sich die Distanz zu Ludwigs luftig vor mir thronendem Prachtbau (siehe oben), der bis heute ohne jenen Thron auskommen muss.
Nach einigen Minuten kreuzen sich die Spuren und ich folge der gut ausgeschilderten Abzweigung nach rechts zum Schwanseepark. Gerade einmal eine handvoll gleichgesinnter Genießer begegnen mir auf meinem Weg. Mein Puls erreicht jetzt eine angenehme Taktzahl. Man wird nicht gehetzt und so bleibe ich meiner Spur und meinem Tempo treu, auch wenn mich eine sichtlich ältere „Omi“ rechts im professionellen Skaterschritt auf ihrer eigenen Spur (sicher versteckt lächelnd) leichtfüßig überholt. Ach, seit den Tagen von E-Bikes gewöhnt man(n) sich an solche Situationen etwas leichter und so zolle ich grüßend den älteren Semestern meinen Respekt, die beim Langlaufen die sportlichere Bewegungsvariante bevorzugen. Ich wechsele kurz über die Parkstraße und setze die „Schlosstour“ nun im Schwanseepark fort. Ja eigentlich ist es eine „tour de château“. Wo immer mein Blick während der Fahrt hinfällt, erblicke ich Herrschaftliche Gemäuer. Gerade jetzt üben sie auf mich einen besonderen Reiz aus. So eingeschneit offenbaren sich mir so viele neue architektonische Details, die mir im Sommer gar nicht auffallen würden. Während ich nun auf den Skiern schwungvoll Meter für Meter Richtung Schwansee rutsche, gehen mir so die Gedanken durch den Kopf: Was wäre wohl aus dem geplanten Neubau des Bahnhofs in Füssen (Anno 2016) für ein interessantes Objekt geworden, wenn sie den Bau veranlasst hätten? Oh, die Wittelsbacher verstanden schon etwas von Bahnhöfen. Das haben sie seinerzeit schon beim Neubau des Münchner Bahnhofs bewiesen. Nun hat sich der regierende Füssener Stadtfürst und sein Gefolge auf eine dem heutigen Stadtbild angepasste Bahnhofsimmobilie einigen können. Unbestätigten Aussagen zur Folge soll es vor der Abstimmung für alle Beteiligten noch eine Runde Ritter Sport Schokolade mit dem berühmten Slogan: Quadratisch,praktisch – gut, gegeben haben!! Nun ja, jeder bekommt, was er verdient. Manch Füssener versteht eben nur Bahnhof…. 🙂
Hoppla, beinahe wäre ich ausgerutscht. Kleiner Spurwechsel im ansonsten flachen und leicht zu fahrenden Gelände. Es ist zwar nur eine relativ kleine Runde hier im Park aber sie ist so schön, da kann man getrost auch ohne Fehlschuss noch ein paar Sonderrunden à là Biathlon hinlegen. Naturerlebnis pur.
< Der Wegbereiter spurt gut – großes Lob!
Wer seinen Winterurlaub hierher plant, muss dagegen auf Remidemi verzichten. Hier gibt’s keinen Anton aus Tirol, der mit seiner Humba-Humba Musik Jagatee abgefüllte Pistensäue in Extase bringt und ihnen die Portemonnais leert. Hoffnungslos überfüllte Pisten und Loipen, eine quengelnde, endlos erscheinende Menschenschlange vor Ihnen am Essensausgabeschalter der maßlos überteuerten Fastfood-Hütte? Fehlanzeige, Fehlanzeige, Fehlanzeige!!
Wenn man einmal in Vail, Breckenridge (Colorado) oder in den Französischen und Schweizer Alpen Skilaufen durfte, fällt es einem nicht ganz leicht, beim Tegelberg von einer Skiarena zu sprechen. Und doch können wir hier in Schwangau jedem Läufer etwas bieten, rasant oder kommod. Geradezu ideal für Einsteiger oder Familien mit Kleinkindern sind die Angebote am Fuße des Tegelbergs. Von Ski-Verleih bis Skisschulen – alles klein aber fein.
Und glauben Sie ja nicht, ich hätte meine Slalomkünste (auf die ich auch heute noch stolz bin) anders erworben. Damals tat es auch ein kleiner Schlepplift in Mittelberg/Kleinwalsertal. Auch da gab es keine Wartezeiten. Wie schön!
Wie die Zeit vergeht….war wieder eine schöne Runde. Leicht geschwitzt, freue ich mich nun auf das gekühlte Weizenbier auf unserer Sonnenbank am Haus. Zu zweit macht das Ganze natürlich noch mehr Spaß. Ich laufe übrigens meiner Frau gerne (beim Skilaufen) hinterher,lach. Ach da isse ja. Besonders beim Abfahrtslauf. Gerade im sulzigen Nachmittagsschnee im März erweisen sich ihre blitzschnellen und kleinen Wedelschwünge als wahre Herausforderung für mich mit meinen alten 1,83m langen Völkl Skier…. Wie sang da mein Vater mit mir Gitarre spielend dereinst auf der berühmten, vollbesetzten Carmennahütte in Arosa?
„ Wenn eine schöne Lady mit einem jungem Lody so im scharfen Doppelschwung den steilen Hügel nimmt,
und sausen sie dann munter, den steilen Hang hinunter und sie küssen sich dann fallen sie bestimmt.
Holodio-hoh juchhee, wenn ich sie liegen seh´,, holodio- hoh joho – auf dem Popo.
Doch wenn sie auf dem weichen, Schnee schnell das Tal erreichen,
ruft die Lady froh ach Lody noch mal so. Holle Lady-Lody, Lady-Lody usw. (gejodelt)
Na, Lust bekommen? Für Ihre Skier und Schlitten haben wir noch Platz in unserem Skikeller! Aber auch für Geburtstagskinder & Schneeromantiker haben wir ab Haus etwas zu bieten: Wie wäre es mit einer Pferdeschlittenfahrt. Schöner die Rosse nie traben!!
Auf bald Ihr
Roland Schütz
PS: Waren grad wieder rodeln von der Drehhütte – traumhaft wie in alten Zeiten!
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