Vereinzelt sieht man sie bei uns noch, die Schilder „Zimmer frei“. Wie vergessene Hilferufe hängen sie jetzt ganz verloren an Hauswänden oder Zäunen in unserer Urlaubsregion.
Tempora Mutantur, nos et mutamur in illis .. wie der Lateiner gesagt hat – Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen
Bisher hatte ich sie immer belächelt bzw. bedauert: Die Horden Mundschutz tragender Touristen aus Japan und China auf ihrem Weg zu Neu-Schwanstein oder wie Ameisen die alten Straßen Füssens bevölkernd. Sie sind alle von der Bildfläche verschwunden und jetzt nehme ich ihre Rolle ein. Trage Mundschutz im öffentlichen Raum oder beim Einkaufen. Amtlich verordnet. Als müsse man sich vor unserer guten Allgäuer Luft schützen. Heute verstehe ich die Japaner. Der Zellstoff dient nicht nur dem Eigenschutz sondern es gebietet die asiatische Höflichkeit, sein Gegenüber nicht anzustecken. Wir Deutsche werden uns aber erst daran gewöhnen müssen. Wie so an vieles andere.
Willkommen im Jahr 2020. Genauer gesagt: Schwangau am 30. April 2020.
45 lange Tage ist es nun schon her, dass wir unsere letzten Gäste im Wild-Schütz Gästehaus verabschiedet haben. Ganz unter uns: Hätte mich meine gute Frau Anfang des Jahres gefragt, ob wir nicht einmal in der Saison das Haus einfach schließen und einen 3-wöchigen Urlaub machen wollten, hätte ich mich angesichts eines solch abstrusen Gedankens sicher gebogen vor Lachen. Dabei können wir jetzt schon von Glück reden, wenn wir am 28.Mai die ersten Hausgäste hier wieder beherbergen dürfen. Nach dem französischen Schriftsteller Jules Verne hätte uns diese Zeitspanne dann sogar für eine Weltreise gereicht. Aber die Zeiten sind – wie sagt man – virulent. Reisen? Strictly forbidden!
Die Zukunft war früher auch besser (Karl Valentin)
Obwohl als eines seiner absurden Wortspielchen gedacht, könnte man heute fast sagen: Recht hat er gehabt, der gute Valentin. Also vor Corona sah unsere Zukunft jedenfalls besser aus, nicht wahr? Zum Beispiel das Geschäft mit dem Reisen, mit dem weltweiten Tourismus. Das boomte derart, dass man in vielen Hotspots dieser Welt angesichts der angelockten Touris von den Menschenmassen sozusagen bereits den Kanal voll hatte – und das nicht nur wie bei vielen Venezianern. Und da war es auf einmal kreiert – das Wort Overtourismus (muss ich nicht übersetzten, oder?) und gelangte über Umwege sogar bis in unser kleines Füssen, wo man seinerzeit zum Leidwesen des Stadthäuptlings Jacob recht kontrovers und auch noch öffentlich über die Auswirkungen dieses Touristen – Zsunami diskutierte. Aber heute?
Heute ist der Canal Grande Venedigs leer und gehört wieder ganz den Einheimischen. Unvorstellbar. Verrückt. Dieser heimtückische, kleine Virus, beschert er uns jetzt ein neues, bisher unbekanntes Extrem: Den Undertourismus. Menschenleere Städte, leere Strände, leere Hotels, leere Restaurants, wohin man blickt und in Folge überall leere Kassen. Ja sogar unser Schloss Neu-Schwanstein – menschenleer! Unsere kleine Radtour ins nahe Hohenschwangau ähnelte vor 2 Tagen fast einem Horrortrip, so still und verlassen war alles um uns herum. Einfach gespenstisch und ja, unglaublich!
Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack einer Katastrophe nehmen – Max Frisch Schweizer Schriftsteller
Aber selbst in diesen Tagen und Wochen gibt es auch Erfreuliches zu berichten. Wir erhalten in dieser Krisenzeit so viel nette und liebe Zuschriften von besorgten Hausgästen und Freunden, dass einem trotz allem ganz warm ums Herz wird. Nicht ohne Grund schreibe ich diesen Blog nach fast einem Jahr Abstinenz, um mich bei dieser Gelegenheit auch im Namen von meiner Frau Dagmar bei Allen zu bedanken, die uns Mut und Durchhaltevermögen zugesprochen haben. Natürlich hoffen wir, dass wir bald wieder für unsere Gäste da sein dürfen. Bis dahin sehe ich aber noch eine Menge Neuerungen auf uns zukommen. Veränderungen die uns, unsere Gäste und Ihren Aufenthalt bei uns betreffen. Wir werden diesen aber hier im Wild-Schütz produktiv mit kreativen Ideen und Maßnahmen entgegen treten, wie immer mit dem Ziel, dem Gast trotz der Auswirkungen des Corona – Virus einen optimalen Urlaub hier im Allgäu zu garantieren.
Und selbst wenn das R K I und die Weisen unseres Landes unseren derzeit gar nicht so schlechten Politik-Oberen sicherheitshalber gleich die totale Desinfektion aller anreisender Gäste empfehlen sollten, worauf diese umgehend ein solches Gesetz erlassen, worauf unsere stubenhockenden Beamten dann daraus einen vor Hygiene strotzenden Erlass verfassen, in dem unter Paragraph 3 Absatz 1 noch vor jeglicher Begrüßung eine Ganzkörperbesprayung mit Sagrotan durch uns, den Pensionsbetreiber gefordert wird, dann würde ich in Schütz´scher Abwandlung eines berühmten Merkel Satzes heute behaupten:
Wir machen das!
Das würden wir natürlich nur tun um Sie zu „be schütz en“ und um zu vermeiden, dass Sie sich mit einem anderen Virus bei uns anstecken als mit unserem Allgäu – Virus (sofern Sie diesen nicht schon längst haben). Hauptsache ist doch, wir sehen uns hier wieder.
Mein Gott, was freuen wir uns schon jetzt auf den Tag „X“ Das jedenfalls können Sie mir glauben!
Ihr
Roland Schütz
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